Neues Deutschland: Fragiler Klimaschutz¶

Dass der weltweite Ausstoß des Klimagases CO2 auf
ein neues Rekordhoch angestiegen ist, wäre eigentlich schon schlimm
genug. Doch der aktuelle Bericht der Internationalen Energie-Agentur
birgt selbst in vermeintlich positiven Passagen schlechte
Nachrichten: In der EU sanken die Emissionen vor allem, weil die
Euro-Krisenstaaten in die Rezession taumelten; in den USA ging der
Ausstoß zurück, weil bei der Energieproduktion weniger Kohle und mehr
Schiefergas verfeuert wird, weil vermehrt Biosprit statt Erdöl in den
Autotank kommt. Und der weltgrößte Emittent China legte trotz
Anstrengungen bei Energieeffizienz und Erneuerbaren wegen des starken
Wirtschaftswachstums deutlich zu. Die Fakten belegen, dass das
bisherige globale Klimaschutzregime offenbar nicht in der Lage ist,
sein Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf ein noch verkraftbares
Ausmaß zu begrenzen. Es ist eben eine fragile Sache, den Klimaschutz
vom Auf und Ab der Märkte abhängig zu machen; und der Umstieg auf
CO2-ärmere Energien kann neue Umweltprobleme schaffen. Die Frage ist,
ob es überhaupt möglich ist, den CO2-Ausstoß vom Wirtschaftswachstum
abzukoppeln und ob es nicht vielmehr um eine Transformation des
Wirtschaftsmodelles der Industriestaaten gehen müsste. Davon will die
Staatengemeinschaft freilich nichts wissen. Beim bevorstehenden
UN-Gipfel Rio+20 soll das marktwirtschaftliche Konzept der »Green
Economy« im Mittelpunkt stehen. Neue schlechte Nachrichten über
CO2-Emissionen sind also vorprogrammiert.

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