Normalerweise hätte es ein guter Tag für Berlins
Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sein können.
Schließlich wurde mit den Vorarbeiten für das Stadtschloss im Herzen
der Stadt gestern ein 590-Millionen-Euro-Projekt begonnen, das, so
Wowereit selbst, »die Geschichte und Gegenwart« zusammenführen werde.
Doch normal geht es derzeit eher selten zu beim nach Kurt Beck am
längsten amtierenden Länderchef in Deutschland. Stattdessen jagt eine
Krise die nächste. Politisch am schwersten wiegt sicherlich das
Flughafen-Desaster: Sollte tatsächlich noch einmal eine Verschiebung
des Eröffnungstermins für den Hauptstadtflughafen in Schönefeld nötig
werden, dürfte es für Wowereit, der zugleich
Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft ist, politisch
eng werden. Die Frage nach der politischen Verantwortlichkeit wird
sich auch nach der für heute anberaumten Aufsichtsratssitzung zum
Flughafen stellen. Immer mehr Firmen mahnen Schadensersatz an,
fordern riesige Millionenbeträge. Dabei sind die finanziellen
Reserven zum Flughafen, die eingeplant waren, bereits fast
aufgebraucht. »Viel Vergnügen, es gab schon viele Versuche, mich zu
dämmern«, hatte sich Klaus Wowereit vor kurzem auf einem
SPD-Parteitag noch kämpferisch gegeben. Aber angesichts des
Flughafen-Desasters, der S-Bahn-Teilprivatisierung, die die eigene
Partei spaltet, sowie des krassen Absturzes in den Meinungsumfragen
dämmert es langsam wirklich.
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