Wenn es um die Wiederwahl 2013 geht, muss
Angela Merkel froh sein, dass es die Euro-Krise gibt. Die Rolle der
Euro-Retterin steht der Kanzlerin. Die Regierungschefin, die im
Ausland auf Reformen drängt und im Inland die Kasse möglichst
geschlossen hält, kommt an. Mag Merkels Politik im angelsächsischen
Raum kritisiert werden, zu Hause wird sie gelobt. Zumal sie ein
schlüssiges Konzept vorweisen kann. So wie einst Gerhard Schröder das
Sozialsystem reformierte, will Merkel Europa reformieren. Fördern und
Fordern. Nüchtern geht Merkel dabei vor, das muss nicht schlecht
sein. War Helmut Kohl ein Herzenseuropäer, ist Merkel
Vernunfteuropäerin. Letzteres dürfte für die Mehrheit der Deutschen
gelten. Die Bilanz von Schwarz-Gelb in der Innenpolitik ist indes
kontur- und ideenlos. Union und FDP haben es versäumt, eine behutsame
Reformkoalition zu sein, die Sozialsysteme demografiefester,
Steuersysteme gerechter und die Gesellschaft für Bildungsverlierer
und Zuwanderer durchlässiger macht. Aus der Koalitionskrise wird nur
Merkel gestärkt hervorgehen – und sich einen neuen Machtpartner
suchen. Die SPD wird bereitstehen, die staatsbürgerliche Pflicht ist
Teil der DNA der Genossen. Kein Wunder also, dass Merkel so gelassen
wirkt. Eine Kanzlerinnendämmerung ist am Horizont nicht zu sehen.
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