Neues Deutschland: Tu Problemen mit Stuttgart 21

Seit mehreren Jahren verweisen die Gegner von
Stuttgart 21 auf den mangelnden Brandschutz. Auch die Stuttgarter
Feuerwehr hat vor geraumer Zeit ihre Bedenken geäußert. Aber nein,
Stuttgart 21 ist das »bestgeplante Projekt« überhaupt, hieß es
unaufhörlich von Bahn, CDU, SPD, Landräten, Gemeinderäten. Und jetzt
das: Ein von der Bahn selbst in Auftrag gegebenes Gutachten sagt, der
vorgesehene Brandschutz ist so mangelhaft, dass der Tiefbahnhof nicht
genehmigungsfähig ist. Bei den Gegnern herrscht verständlicherweise
laute Schadensfreude. Kippt nun der Tiefbahnhof? Erst mal wohl nicht.
Aber es wird enger für die Bahn. Wenn am Sonntag in einer Woche bei
der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl auch noch der Grüne Fritz Kuhn
gewinnt, was nun noch wahrscheinlicher geworden ist, sieht die Bahn
sich von S 21-Gegnern umzingelt: Ministerpräsident grün,
Verkehrsminister grün, OB grün. Natürlich wird die Bahn alles tun, um
ihr Prestigeprojekt durchzuziehen. Man kennt die Taktik von
Großbaustellen wie Elbphilharmonie oder Berliner Flughafen. Es wird
so viel gebaut, bis alle sagen: Nun kann man nicht mehr aufhören.
Doch in Stuttgart sind noch keine Tunnel gebohrt, es stehen erst ein
paar billige Funktionsbauten. Noch wäre Zeit, den Quatsch zu stoppen.
Zumal die Bahn in Stuttgart gerade zeigt, dass sie nicht einmal ihr
Kerngeschäft – Züge fahren lassen – beherrscht. In den vergangenen
drei Monaten sind an derselben Weiche im Hauptbahnhof drei Züge
entgleist. Es läuft nicht rund für die Bahn.

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