Wer sich nach dem Sieg der Grünen in Stuttgart
verwundert die Augen reibt und von Zeitenwende spricht, hat offenbar
die letzten 14 Jahre voll verschlafen. Spätestens seit Joschka
Fischer mit Gerhard Schröder das Land regiert hat, weiß man, dass
Grün nicht zwingend Latzhosen-Idylle bedeutet, sondern
hochprofessionelle Politik gestalten kann – sofern die Realität nicht
aus dem Blickwinkel gerät oder bewusst ausgeblendet wird. Und
politische Realität in Deutschland bedeutet noch immer, Politik für
die Mitte der Gesellschaft zu machen. Dort sind die Grünen –
zumindest ihr Realo-Flügel – auch ohne Joschka Fischer schon lange
angekommen. Der überzeugende Sieg des Fritz Kuhn belegt das ebenso
wie der des Winfried Kretschmann vor gerade einmal 16 Monaten.
Darüber sollte die Grünen-Führung, vor allem die Vorsitzende Petra
Roth wie auch Jürgen Trittin im Bund intensiv nachdenken, bevor sie
sich zum Spitzenduo für den Wahlkampf 2013 küren lassen. Schrill
vorgetragene Umverteilungsstrategien mögen noch nicht einmal die, die
hierzulande nicht auf Rosen gebettet sind. Wer Deutschland regieren
will, muss die große Mitte der Gesellschaft davon überzeugen, dass er
oder sie Antworten hat auf die drängenden Fragen der Zeit. Das
konnten Gerhard Schröder und Joschka Fischer und das kann offenbar
noch immer Angela Merkel – wohlgemerkt sie als Person. Was ihre
Partei angeht, so sieht das längst ganz anders aus. Elf verlorene
Landtagswahlen sprechen eine deutliche Sprache. Künftig Grün statt
Union also? Mit Fritz Kuhn und Winfried Kretschmann durchaus, mit
Petra Roth und Jürgen Trittin ganz sicher nicht.
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