junge Welt: China kritisiert einseitige Berichterstattung in deutschen Medien/ Neben Mißständen sollten auch Erfolge zur Kenntnis genommen werden, fordert Botschafter Shi im „junge Welt“-Gespräch

Chinas Botschafter in Deutschland Shi Mingde
kritisiert die häufig einseitige Berichterstattung über die
Volksrepublik. „Das öffentliche Bild Chinas ist nicht unbedingt
identisch mit dem veröffentlichten“, konstatierte Botschafter Shi im
Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung „junge Welt“
(Samstagausgabe). Die Schlagzeilen gingen manchmal von einem Extrem
ins andere. „Ich lese in den deutschen Medien sehr viel über
Bedrohungen durch China oder Geschichten zum bevorstehenden
Zusammenbruch des Landes.“ Viele Medien neigten dazu, „aus einer
Mücke einen Elefanten zu machen“.

Botschafter Shi hofft, „daß weniger mit einer ideologischen
Brille, dafür aber mehr mit Fakten berichtet wird“. So sei China „das
Land des Internets“, mehr als 500 Millionen Chinesen seien online.
„Es gibt eine große Meinungsvielfalt im Netz, auch das sollte zur
Kenntnis genommen werden“, so Botschafter Shi mit Blick auf die
steten Zensurvorwürfe. „Wer über die Mißstände in China berichtet,
sollte die Entwicklungen des Landes nicht vergessen.“ Es gebe
„Erfolge, aber auch Nachholbedarf. Ein ganzes Bild ist wichtig, nicht
nur ein Bruchteil.“

Bis 2021, zum 100. Jahrestag der KP Chinas, solle in der
Volksrepublik der „Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem
Wohlstand“ vollendet sein. Konkret heiße das, daß niemand mehr
hungern muß und die Menschen einen besseren Lebensstandard erreichen.
So solle bis 2020 sowohl das Bruttoinlandsprodukt als auch das
Einkommen der Bevölkerung verdoppelt werden, faßt Botschafter Shi die
auf dem 18. Parteitag im November gefaßten Ziele der KP Chinas in
„junge Welt“ zusammen.

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