Neue OZ: Kommentar zu Operationen/Kliniken

Es liegt selten an Profitgier

Bin ich nur deshalb operiert worden, damit die Klinik und der Arzt
mehr Geld verdienen? Diese Vorstellung muss für jeden Patienten
schrecklich sein. Gerade wenn es um Gesundheit geht, ist Vertrauen
gefragt – und dieses Vertrauen dürfen Mediziner niemals missbrauchen.

Zweifellos ist die Zahl bestimmter Operationen nach oben
geschnellt. Doch das liegt nur selten an reiner Profitgier der
Kliniken oder an schnippelfreudigen Chirurgen. Vielmehr summieren
sich die Gründe, warum Patienten häufiger unters Messer kommen. Dass
die Bevölkerung altert, ist ein Grund. Ein weiterer: Niedrige
Fallpauschalen machen es oft schwer, kostendeckend zu arbeiten. Viele
finanziell bedrängte Kliniken halten sich nur mit Querfinanzierungen
über Wasser.

Die gestiegene Zahl der Operationen liegt auch an wirtschaftlichen
(Fehl-)Anreizen. Dass Chefärzte Bonuszahlungen für viele Eingriffe
bekommen, kann sich verhängnisvoll auswirken – nicht nur bei
Organtransplantationen.

Dass die AOK auf die gestiegene Zahl der Operationen hinweist,
hängt auch mit ihrem handfesten Eigeninteresse zusammen. Denn es sind
die Krankenkassen, die für teure Behandlungen zahlen müssen.

Generell geht es in der Debatte um die Frage, welcher Eingriff
„medizinisch notwendig“ ist. Doch dieser Begriff ist höchst dehnbar.
Er bietet angesichts der heftigen Verteilungskämpfe im deutschen
Gesundheitssystem viel Spielraum für Interpretationen.

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