Ein Essener Stadtteilparlament wollte zwei Straßen
umbenennen, weil SPD, Linken und Grünen auffiel, dass die
namensgebenden Generäle zur Demokratie ein zwiespältiges Verhältnis
hatten. Das war – leider – im Kaiserreich und auch in der Weimarer
Republik nicht gerade selten. Die meisten der gut 1000 von der
Umbenennung betroffenen Bürger nahmen diesen Akt nicht hin und
erzwangen einen Bürgerentscheid, den sie gestern mit klarer Mehrheit
gewannen. Den Bürgern ging es weniger um die Ehrenrettung der
Generäle, sondern um den Erhalt ihrer vertrauten Straßennamen und um
Widerspruch gegen arrogante Geschichtspädagogik. Waren Hans von
Seeckt und Karl von Einem wirklich so große Verbrecher? Oder toben
sich hier Ideologen aus, die alles, was sich in der deutschen
Geschichte nicht sofort auf „Fortschritt“ reimt, meinen säubern zu
müssen? In Essen haben die Bürger die Antwort gegeben und für eine
gewisse Versöhnung mit der Geschichte gestimmt. Versöhnen heißt: Auch
die Grautöne zur Kenntnis nehmen.
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