Südwest Presse: Kommentar zum Papst

Was für ein Signal! Mit der Wahl des Argentiniers
Jorge Mario Kardinal Bergoglio setzt die katholische Kirche ein
Zeichen des Aufbruchs. Sie wendet sich mit der Person des Jesuiten
den Kontinenten zu, die mehr und mehr das Gesicht der Weltkirche
prägen. Zu Ende geht die Zeit der eurozentrierten Kirche. Bis zuletzt
hatte man vor allem in Italien gehofft, dass nach mehr als drei
Jahrzehnten wieder einer der Ihren auf dem Stuhl des Petrus sitzen
würde. Nun ist es anders gekommen. Keiner der als Favoriten genannten
Kardinäle – es waren dies vor allem der Mailänder Angelo Scola und
der Brasilianer Odilo Scherer – ist nach dem relativ kurzen
Wahlverfahren als Papst aus dem Konklave herausgekommen. Mit
Bergoglio kommt ein krisenerfahrener Papst. Die Zeit der
Militärdiktatur hat sein Leben geprägt. Kritiker werfen ihm jedoch zu
große Nähe zu den Machthabern vor. Aber der Kardinal von Buenos Aires
hat auch ein anderes Gesicht. Er gilt als entschiedener Anwalt der
Armen. Die konkreten Nöte der Menschen prägen seine Pastoral in dem
wirtschaftlich gebeutelten Land, nicht theologische Feinsinnigkeiten.
Das darf jenen Hoffnung machen, die sich nach Nähe der Kirchenspitze
zum Volk sehnen. Ein Ökumeniker freilich ist der neue Papst
vermutlich nicht. Er stammt aus einem Land mit fast ausschließlich
katholischer Bevölkerung. Themen, die in Deutschland wichtig sind,
könnten an Gewicht verlieren.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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