RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg zu Rente

Ohnehin ist eine innerdeutsche Neiddebatte um
die Rente der falsche Fokus in Zeiten, in denen die gesamte Zukunft
des Rentensystems infrage steht.

Falscher Fokus

Von Kathrin Frank

Wenn in Deutschland über Renten diskutiert wird, kochen die
Emotionen hoch. Rentenerhöhungen, wie sie das Kieler Institut für
Weltwirtschaft prognostiziert, könnten – so sie denn stimmen – die
Gemüter eigentlich beruhigen. Wenn es da nicht den für viele
unschönen Unterschied zwischen Ost und West gäbe. Ein Plus von 2,8
Prozent sagen die Experten im Westen voraus, im Osten sind es 3,3
Prozent. Verständlich, dass die erste Intuition ein laut gerufenes
„ungerecht“ hervorbringt. Doch die Differenz, die im nächsten Jahr
voraussichtlich immerhin wesentlich geringer ausfällt als in diesem
Jahr, ist gerechtfertigt. Unterschiedlich stark gestiegene Löhne in
Ost und West und Verrechnungen mit der unterbliebenen Rentenkürzung
in den vergangenen Jahren liefern etwa gute Gründe. Zwar ist das
Argument von Skeptikern der Angleichung nicht von der Hand zu weisen:
Sie führen stets die immer noch geringeren Lebenshaltungskosten in
den neuen Bundesländern ins Feld. Auf lange Sicht wird sich dieser
Unterschied jedoch hoffentlich marginalisieren – die
Rentenangleichung könnte einen Anstoß in die richtige Richtung geben.
Ohnehin ist eine innerdeutsche Neiddebatte um die Rente der falsche
Fokus in Zeiten, in denen die gesamte Zukunft des Rentensystems
infrage steht.

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