Mittelbayerische Zeitung: Bevormundung

Von Hanna Vauchelle

Lebensmittel, die in Europa hergestellt werden, gelten als die
sichersten der Welt. Mit der Verabschiedung der neuen Regeln für
Babykost ist die EU ihrer Vorreiterrolle gerecht geworden. Das
scheint aber auch für den Lobbyisten-Schauplatz Brüssel zu gelten.
Auf Drängen der Einflüsterer wurde ein Komplett-Verbot von Pestiziden
bei der Herstellung von Babynahrung verhindert. Es ist enttäuschend,
dass sich das Europaparlament als Interessensvertreter der Bürger
nicht stärker für die Null-Toleranz-Grenze eingesetzt hat. Lieber
werden die Verbraucher bevormundet. So hat gestern die EU nun erneut
die Bevormundungskeule gezückt: Die Hersteller von Babynahrung dürfen
keine beschönigenden Bilder mehr auf Milchpulver-Packungen mehr
drucken. Damit wollen die EU-Institutionen Europas Mütter zum Stillen
animieren. Dabei sollte man es den Frauen selbst überlassen, wie sie
sich in dieser sensiblen Frage entscheiden. Einmischungen vonseiten
der Politik sind unnötig. Es ist erstaunlich, dass Müttern so wenig
Eigenverantwortung zugetraut wird. Das Bild vom mündigen Verbraucher,
das Brüssel so gerne beschwört, scheint nicht für alle zu gelten.

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