Es ist ein Mysterium der SPD, dass sie das
selbstverständlichste Ziel eines Wahlkampfs immer wieder
nachdrücklich verfehlt. Stolpersteine für den eigenen Frontmann statt
inhaltlich abgestimmter Kampagne: Geübte Praxis, ist man mit Blick
auf frühere Wahlen und SPD-Kanzlerkandidaten versucht zu sagen.
Wenn der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel öffentlich erklärt,
Spitzenkandidat Peer Steinbrück dürfe den Parteichef in den Senkel
stellen, so klingt das wie seine Ankündigung weiterer Misstöne.
Massive Spannungen innerhalb der Führungstroika der SPD sind keine
neue Erkenntnis. Sondern eine Konstante wie die überstrapazierten
Beteuerungen eines gemeinsamen Durchstartens. Die Sozialdemokraten
mühen sich verkrampft, einen geachteten Fachmann als Alternative zu
Angela Merkel zu präsentieren, der einfach schlecht zur Partei passt.
Der die Loyalität seiner Mitstreiter einfordern muss. Ein
bemerkenswerter Hilferuf.
Zerstört das neuerliche Theater die Siegchancen von Rot-Grün im
September? Nein, die waren bislang prognosetechnisch eher
überschaubar und bleiben es auch. Allerdings verschiebt sich das
rechnerisch wahrscheinlichste Wahlergebnis einer großen Koalition mit
jedem SPD-Zwist Richtung Schwarz-Gelb. Angenehme Tage für die
Kanzlerin.
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