Südwest Presse: KOMMENTAR · EURO

Das Schlimmste überstanden

Wer hätte das gedacht. EuroLand kann auch mit guten Nachrichten
aufwarten: Wirtschaftlich geht es wieder aufwärts. Und es sind sogar
die krisengeplagten Schuldenstaaten, die im zweiten Quartal eine
besondere Wachstumsdynamik entfalteten. Allen voran Portugal, das mit
einem Plus von 1,1 Prozent sogar die europäische Konjunkturlokomotive
Deutschland abhängte. Die überraschend positiven Zahlen des
Europäischen Statistikamtes zeigen: Euro-Land hat das Schlimmste
hinter sich. Die Krisenländer kommen dank rigider Lohnzurückhaltung
voran bei der Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der
Währungsgemeinschaft. Zusätzlich unterstützt wird dies von der eher
gegenläufigen tarifpolitischen Strategie, die hierzulande
insbesondere die IG Metall verfolgt. Kräftigere Lohnerhöhungen sorgen
in Deutschland nicht nur für zusätzliche Kaufkraft. Sie tragen auch
dazu bei, dass sich die Kostenstruktur in der Euro-Zone zu Gunsten
der Krisenländer verschiebt. So erfreulich diese Zwischenbilanz auch
ist, EU-Währungskommissar Olli Rehn hat völlig Recht mit seiner
Warnung. Die Krise ist keineswegs vorbei. Es muss sich erst noch
zeigen, ob sich die aktuelle Wachstumsentwicklung verstetigen kann.
Das ist keineswegs ausgemacht. Eine Unsicherheit bleibt nicht zuletzt
deshalb, weil die Regierungen in Frankreich und Italien, die beiden
wichtigsten Euro-Krisenländer, noch keine nennenswerten Schritte zum
Schuldenabbau unternommen haben. Daran führt jedoch kein Weg vorbei,
auch wenn dies dann – ganz unvermeidlich – das wirtschaftliche
Wachstum zumindest schwächt.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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