Südwest Presse: KOMMENTAR zu SYRIEN Ausgabe vom 11.09.2013

KOMMENTAR zu SYRIEN

Ausgabe vom 11.09.2013 Eines wird immer klarer: Der Giftgasangriff
bei Damaskus, die weltweite Empörung und die amerikanischen Drohungen
haben die fest gefügten Reihen des Assad-Regimes tiefer erschüttert,
als Sanktionen und diplomatische Besucher es vermochten. Obgleich das
Schlussgutachten der UN-Inspektoren noch aussteht: Die Beweise gegen
das Assad-Regime sind so erdrückend, dass sogar seine engsten
Verbündeten auf Distanz gehen. Irans Bevölkerung hat im Krieg gegen
Saddam Hussein schwere Chemiewaffenangriffe am eigenen Leibe
erfahren. Seine neue Führung weiß, dass sich angesichts der Bilder
hunderter Giftgasopfer in Syrien die jahrelange Nibelungentreue zu
Assad nicht mehr ungerührt fortsetzen lässt. Selbst ein
kaltschnäuziger Machtmensch wie Wladimir Putin möchte nicht als
gewissenloser Komplize eines Giftgas-Massenmörders dastehen. Zudem
scheint Assads militärische Lage in Damaskus deutlich prekärer zu
sein, als seine Propagandamaschine nach außen glauben machen will.
Konzentrierte US-Angriffe auf Kasernen rund um die Hauptstadt könnten
Assad empfindlich treffen. Trotzdem: Selbst eine mögliche Herausgabe
der Chemiewaffen bringt noch keine Lösung. Das Morden lässt sich nur
stoppen, wenn beide Lager endlich verhandeln – über Waffenstillstand,
Übergangsführung und Wiederaufbau. Das allein kann Syrien vor der
kompletten Selbstvernichtung retten.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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