Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob
Afrikas Staatschefs Vernunft walten ließen: Sie haben ihre Drohung,
die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof
aufzukündigen, nicht wahrgemacht. Doch was sie fordern, ist noch
atemberaubender: Straffreiheit für amtierende Staats- und
Regierungschefs, die Opponenten meucheln oder ganze Gruppen
ausradieren. Damit haben Afrikas Big Men klar gemacht, worum es ihnen
im Konflikt mit dem Gerichtshof eigentlich geht: Nicht, dass es diese
Instanz gibt, sondern dass sie selbst nicht in ihr Visier geraten
wollen. Zahlreiche Male haben sie den Gerichtshof beansprucht,
solange es um die Strafverfolgung ihrer Kontrahenten ging. Werden sie
selbst unter die Lupe genommen, ist der Gerichtshof plötzlich
„rassistisch“: Heuchelei in reinster Form.
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Frankfurter Rundschau
Kira Frenk
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