Bildungswissenschaftler weisen schon seit Jahren
darauf hin, dass Sitzenbleiben nicht zum Erfolg führt. Die meisten
Studien, die es bislang zu diesem Thema gibt, bestätigen das. Ihr
Fazit: Individuelle Förderung der einzelnen Schüler – und zwar von
Anfang an – bringt in der Regel mehr schulischen Erfolg als jede Form
des Aussonderns und Aussortierens. Dumm nur, dass dieses System in
Deutschland nach wie vor hoch im Kurs steht, bei vielen Lehrern und
ebenso bei Eltern. Das Sitzenbleiben gilt vielen als heilsamer
„Schuss vor den Bug“, um faule oder unwillige Schüler auf Kurs zu
bringen. Oder um den vermeintlich weniger Begabten deutlich zu
machen, dass sich ihr Platz in einer anderen, für sie leichteren
Schulform befindet. Es ist aber nicht zuletzt auch eine sehr bequeme
Methode, Schülerinnen und Schüler, die aus dem Durchschnittsraster
fallen, loszuwerden, anstatt sich intensiv um sie zu bemühen und sie
zu fördern – eine Bankrotterklärung der Pädagogik. Sicher, es gibt
die schwierigen Fälle: Jugendliche mit extremen Leistungsschwankungen
in der Pubertät; Teenager, die sich grundsätzlich verweigern; Kinder,
die von den Eltern auf Schulformen gedrängt werden, denen sie nicht
gewachsen sind. Das sind Herausforderungen, auf die Pädagogen aber
eine andere Antwort finden müssen als das Sitzenbleiben. Solange
jedoch Bildungsdiskussionen in Deutschland von Ideologie und der
unsäglichen Panikmache vor „Gleichmacherei“ belastet sind, und
solange die individuelle Förderung der Schüler schlicht am Geld
scheitert, müssen die Gegner des Sitzenbleibens weiter dicke Bretter
bohren.
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Florian Giezewski
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