Es ist ein rechtes Kreuz mit diesem Steinbrück.
Manchmal stößt er – rhetorisch – mit dem Hinterteil um, was er mit
den Händen gerade aufgebaut hat. Jüngstes Beispiel: ein langes
Interview zum Thema DDR und neue Bundesländer. Der Mann ist, man
glaubt es kaum, sensibel. Sagt, er sei ohne Kamerabegleitung in die
Hochwassergebiete Sachsen-Anhalts gefahren, weil Flutbesuche von
Politikern 2002 ihre Unschuld verloren hätten. Es sei ihm klar
geworden, dass es nicht mehr nur um materielle Schäden gehe: „Die
Menschen sind traumatisiert.“ Er warnt auch vor einer
Pauschal-Verurteilung ehemaliger SED-Mitglieder, sagt sehr treffend
mit Blick auf den Westen: „Mut vom Sofa aus, das ist kein Heldentum.“
Doch dann wird es schon wieder heikel bei Peers Erzählungen:
Eintritt in die SED war so selbstverständlich wie Eintritt in die CSU
in Bayern oder in die SPD im Ruhrgebiet, meint er. Ein bizarrer
Vergleich. Ferner erklärt der Kandidat, es sei ein positives Erbe der
DDR, dass in den neuen Bundesländern so viele Frauen arbeiten. Da
gerät halt leider in den Hintergrund, dass die DDR ihren Frauen nicht
aus Menschenfreundlichkeit oder zur Realisierung von Wahlfreiheit
Arbeitsplätze gab, sondern weil der Staat das wegen blanker
volkswirtschaftlicher Not dringend brauchte. Und die
DDR-Kinderbetreuung diente dazu, die Jüngsten möglichst früh
ideologisch unter die Fuchtel zu bekommen. Die DDR war ein
demokratieferner, autoritärer Staat mit Stasi, dem seine mutigen
Bürger am Ende glücklicherweise die Grenzen aufzeigten. Steinbrück
könnte das noch viel treffender formulieren. Aber allzu oft rutscht
er in seine Flapsigkeit, die zwar unterhaltsam klingt, aber einfach
zu unstaatsmännisch ist für einen, der Kanzler werden will.
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Florian Giezewski
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