Die aktuelle Studie des Kinderschutzbundes ist
leider nicht die erste und wird auch nicht die letzte sein, die den
enormen Schulstress nachweist, unter dem bereits Grundschulkinder
heute stehen. Vor allem, wenn es um den Übergang zur weiterführenden
Schule geht, nimmt der Druck zu, in Bundesländern mit bindender
Schulempfehlung noch stärker als in Ländern, in denen der Elternwille
zählt. Das ist bitter für die Kinder. Aber auch den meisten Eltern
wird es kaum Spaß machen, ihren Nachwuchs derart anzutreiben. Denn
Schule bedeutet heute nicht nur Stress für die Kinder, sondern auch
für die Eltern. Unter ihnen sind sicherlich einige, die es mit dem
Ehrgeiz übertreiben. Aber grundsätzlich ist es verständlich, wenn
sich Eltern für ihre Kinder einen möglichst guten Schulabschluss
wünschen – vor allem, wenn Gesellschaft und Politik das Abitur mit
anschließendem Studium als allein selig machendes Ziel propagieren.
Das Ansehen von gut ausgebildeten Handwerkern oder von
Dienstleistungsberufen ist erschreckend niedrig. Dass gerade die
Berliner Kinder mit sechsjähriger Grundschule die einzigen sind, bei
denen Stress durch die Schule nicht an erster Stelle steht, sollte zu
denken geben. Dies legt nahe, dass eine spätere Entscheidung für eine
weiterführende Schule den oft unnötigen Druck mindern kann. Es ist
deshalb höchste Zeit, das sture deutsche Festhalten an der frühen
Selektion der Kinder aufzugeben. Denn eine spätere Entscheidung und
weniger Druck bedeuten ja nicht, dass weniger oder schlechter gelernt
wird. Im Gegenteil: Wer ohne Stress und Angst lernt und sich
entwickeln kann, erzielt in der Regel die besseren Ergebnisse.
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Florian Giezewski
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