Badische Neueste Nachrichten: Die Stunde der Vernunft

Alexander der Große hat es nicht geschafft, die
Engländer haben es nicht geschafft, die Russen haben es nicht
geschafft. Keiner Großmacht gelang es, Afghanistan zu besiegen. Warum
sollten also die Amerikaner da Erfolg haben, wo alle anderen
scheiterten?Zehn Jahre dauert nun die US-Besatzungszeit, ungefähr so
lange wie auch die Russen das Land am Hindukusch unter ihrer Knute
hatten. Die russischen Truppen mussten 1989 abziehen, weil die
Sowjetunion zusammenbrach; die Amerikaner müssen nun gehen, weil sie
erkannt haben, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist. Trotz
warnender Stimmen und der abschreckenden historischen Beispiele haben
Washington und die Nato-Verbündeten zehn lange Jahre durchgehalten.
Die Möglichkeit der Umkehr gab es, aber keiner wollte über seinen
Schatten springen.Viele Kriege enden so. Vernunft kehrt erst wieder
ein, wenn die Erschöpfung zu groß wird. Dann ist es zu spät. Der
irrationale Wille zum Durchhalten hat bereits zuviele Opfer
gefordert. Aber keiner will aus der Geschichte lernen. Immer wieder
finden sich Politiker, die glauben, sie könnten die Ereignisse
zwingen. Die Reihe der Namen ist lang. Im Fall Afghanistan war es
Amerikas Präsident George W. Bush, der sich selbst überschätzte.

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