Die Kultusministerkonferenz hat in dieser Woche
einheitliche Abitur-Standards für Deutschlands Schüler beschlossen.
Das ist begrüßenswert, weil davon auszugehen ist, dass damit die
Leistungen der deutschen Abiturienten endlich vergleichbar sein
werden. Außerdem ist es folgerichtig. Für die Kernfächer in der
vierten, neunten und zehnten Klasse gibt es bereits seit acht Jahren
bundesweit einheitliche Standards.
Erreichen die Kultusminister ihr Ziel, dürfte künftig klar sein,
über welche Kompetenzen Abiturienten verfügen. Und zwar unabhängig
davon, in welchem Bundesland sie zur Schule gegangen sind.
Einheitliche Abiturstandards dürften also dazu beitragen, das
unterschiedliche Niveau der Anforderungen an die Schüler, das in den
einzelnen Bundesländern noch immer besteht, zu beseitigen. Die
Gerechtigkeit beim Abitur wird dadurch größer, das Nord-Süd-Gefälle,
das Schulforscher seit Jahren anmahnen, könnte endlich abgeschafft
oder zumindest reduziert werden. Das ist dringend geboten, nicht
zuletzt um einen gerechteren Zugang zur Hochschule sicher zu stellen.
Gegenwärtig bekommen alle Schüler das gleiche Abschlusszeugnis und
somit die Hochschulreife attestiert, egal, wie hart sie dafür
arbeiten mussten. Was der KMK-Beschluss für die Berliner Gymnasiasten
bedeutet, ist allerdings noch nicht klar. Das wird sich erst zeigen,
wenn die Aufgaben vorliegen, die künftig in den Abiturprüfungen
verwendet werden sollen. Das Institut für Qualitätsentwicklung im
Bildungswesen (IQB) muss diese Aufgaben jetzt erarbeiten. Orientieren
sich die Forscher dabei an den hohen Standards, die in einigen
Bundesländern wie Bayern bereits gelten, könnte es für die Berliner
schwieriger werden. Zuletzt hat der bundesweite Grundschulvergleich,
der Anfang Oktober veröffentlicht worden ist und ebenfalls auf
einheitlichen Standards beruhte, gezeigt, dass die Berliner Schüler
deutlich schlechter abgeschnitten haben als ihre Altersgenossen in
den meisten anderen Bundesländern. Schulleiter forderten daraufhin
mehr Zeit, mehr Pädagogen, mehr Unterstützung. In Berlin, sagen sie,
gebe es deutlich mehr Schüler, die aus bildungsfernen Elternhäusern
kämen und es schwerer hätten, den Standards zu entsprechen.
Diese Forderungen erheben die Grundschullehrer schon sehr lange.
Seit Jahren ist die Rede davon, dass Berlin vor allem für Schulen in
sogenannten Brennpunkten mehr tun muss. Sprachförderung fängt bereits
in den Grundschulen an. Damit aber Förderstunden oder Unterricht in
kleinen Gruppen nicht ausfallen, wenn Lehrer erkranken, ist eine
deutlich bessere Personalausstattung der Schulen nötig. Die
Schulleiter fordern zu Recht eine höhere Vertretungsreserve, dafür
muss der Senat dringend mehr Geld bereitstellen. Darüber hinaus
dürfen die Förderstunden nicht reduziert werden, wie das Anfang
dieses Schuljahres der Fall war. Es sollte keine Rolle spielen, wie
viele Schüler in einer Klasse sind. Wer Förderbedarf hat, der muss
unterstützt werden. Denn nur so kann sicher gestellt werden, dass die
Kinder die Standards im Oberschulbereich erreichen können.
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