BERLINER MORGENPOST: Verschenken macht Spaß / Kommentar von Andreas Abel zu Schrottfahrrädern

Kurzform: Die Bezirke dürfen sich nicht wundern,
dass nun der Eindruck entsteht, Schrotträder würden nur gelegentlich
entsorgt. Dabei muss doch klar sein: Bevor wir überall weitere
Fahrradbügel aufstellen, sollten die vorhandenen besser genutzt
werden. In Neukölln wurden 2017 mehr als 500 „Fahrradleichen“
beseitigt, es geht also nicht um Kleinigkeiten. Und all denen, die
ihr Fahrrad einfach irgendwo „auf ewig“ abstellen, sei gesagt: Man
kann sein Rad in Berlin problemlos verschenken. Das macht sogar Spaß.

Der vollständige Kommentar: Schrottfahrräder, die auf der Straße
zusehends vergammeln, sind mehr als ein Ärgernis im Sinne einer
gedankenlos vermüllten und damit verschandelten Stadt. An stark
frequentierten Orten, insbesondere an Bahnhöfen, sind sie längst zu
einem handfesten Problem geworden. Dort blockieren die Schrotthaufen
dringend benötigte Bügel-Stellplätze für tatsächlich genutzte Räder.
Nun fordert der Grünen-Abgeordnete Stefan Taschner, Fahrradständer an
Bahnstationen schneller freizuräumen. Das soll insbesondere Pendlern
helfen. Wenn „schneller“ gleichzeitig „konsequenter“ bedeutet, kann
man dem Grünen nur zustimmen. Zuständig für die Beseitigung von
Schrotträdern sind die Bezirke. Ob sie alle ihrer Aufgabe angemessen
nachkommen, darf bezweifelt werden. Taschner hatte kürzlich im
Abgeordnetenhaus eine Anfrage zum Thema gestellt. Nur vier der zwölf
Bezirke lieferten Daten zu. Sechs Bezirke erklärten, sie führten
„keine Statistik“, an welchen Orten in welcher Anzahl Schrotträder
entfernt wurden. Fadenscheiniges Totschlagargument. Für einen
Tätigkeitsbeleg bedarf es keiner ausführlichen Statistik. Ein
schlichter Aktenvermerk über den Einsatz von soundso viel
Ordnungsamtsmitarbeitern an dem und dem Ort reicht. Man mag kaum
glauben, dass so etwas in deutschen Behörden nicht ohnehin
schriftlich festgehalten werden muss. Die Bezirke dürfen sich nicht
wundern, dass nun der Eindruck entsteht, Schrotträder würden nur
gelegentlich entsorgt. Dabei muss doch klar sein: Bevor wir überall
weitere Fahrradbügel aufstellen, sollten die vorhandenen besser
genutzt werden. In Neukölln wurden 2017 mehr als 500 „Fahrradleichen“
beseitigt, es geht also nicht um Kleinigkeiten. Und all denen, die
ihr Fahrrad einfach irgendwo „auf ewig“ abstellen, sei gesagt: Man
kann sein Rad in Berlin problemlos verschenken. Das macht sogar Spaß.

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