Legt eine Statistik nahe, dass in Deutschland
männliche Geringverdiener durchschnittlich zwei Jahre früher sterben
als vor zehn Jahren, muss es einen Grund geben, der über das
Individuelle hinausgeht. Die Linke im Bundestag fand diesen Grund in
ihrer politischen Überzeugung: Schuld sei die Rente mit 67, die
Einkommen senke. Die Lebenserfahrung bietet plausiblere Erklärungen
an: die Trink- und Rauchkultur; die Nichtbeachtung der Bedürfnisse
des eigenen Körpers, Fehlernährung, Bildungsarmut. Ehefrauen,
Töchter, Schwiegertöchter sehen seltener als früher ihre Aufgabe
darin, einem unglücklichen Alten Halt zu geben. Die Gesellschaft
wandelt sich, sie splittert, gibt dem Einzelnen mehr Zuständigkeit
für sich selbst auf. Aber eine Frage des Geldes oder des Rentenalters
ist das erst in dritter Linie.
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