DER STANDARD-KOMMENTAR „Verschwörungstheorien“ von Michael Völker

Die ÖVP wird Opfer ihrer eigenen
Verschwörungstheorien. Tatsache ist, und das liegt auf dem Tisch: Der
Wiener Pressverein, der die Zeitung Freiheit des ÖAAB herausgibt, hat
im Jahr 2007 Peter Hocheggers Firma Valora 10.000 Euro in Rechnung
gestellt. Werner Amon war damals Generalsekretär des ÖAAB (das ist
der Arbeitnehmerflügel der ÖVP) und Obmann dieses Vereins.
Die ÖVP kann für diese Rechnung keine Gegenleistung vorweisen. Es
steht der berechtigte Verdacht einer verdeckten Parteienfinanzierung
im Raum, die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb wegen des Verdachts
der Geldwäsche. Sie führt Amon als Beschuldigten und hat die
Aufhebung seiner Immunität beantragt. Für ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf
ist das eine „Schweinerei“.
Kopf hat eine – einigermaßen krude – Erklärung parat: Weil Amon in
der Causa Kampusch nicht an die Einzeltätertheorie glaubt und der
Staatsanwaltschaft deshalb ins Gehege kommt, rächt sich diese jetzt
mit den Ermittlungen wegen des Geldwäscheverdachts.
Das ist ein ausgemachter Unsinn. Nur weil Amon im Entführungsfall
Kampusch unheimlichen Verschwörungstheorien nachhängt, braucht sich
nicht auch Kopf in solche zu verstricken. Dass Amon als Beschuldigter
nicht zugleich Fraktionsführer der ÖVP im U-Ausschuss sein kann,
müsste selbst dem ÖVP-Klubchef klar sein. Alles andere wäre eine
Schweinerei, um in diesem Jargon zu bleiben.

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Der Standard
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