Das Deutsche Kinderhilfswerk bemängelt die geringe
Erhöhung des Kindergeldes und des Regelsatzes für Kinder im Hartz
IV-Bezug zum 1. Januar 2018 als völlig unzureichend. „Zwei Euro mehr
Kindergeld und drei bis fünf Euro Regelsatzerhöhung für Kinder im
Hartz IV-Bezug sind ein schlechter Witz. Mit diesen kümmerlichen
Beträgen kann die Kinderarmutsquote in Deutschland nicht gesenkt
werden. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut betroffen, das
ist eine Schande für eine der reichsten Industrienationen der Welt“,
betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.
„Gleichzeitig ist durch die steuerlichen Kinderfreibeträge die
monatliche Nettoentlastung für Spitzenverdiener um rund 100 Euro
höher als das Kindergeld. Bei Kindern im Hartz IV-Bezug kommt die
Kindergelderhöhung gar nicht erst an. Diese Gerechtigkeitslücken
müssen geschlossen werden, jedes Kind sollte uns gleich viel wert
sein. Dafür müssen wir das System grundsätzlich überdenken. Bei den
Hartz IV-Regelsätzen brauchen wir dringend eine komplette
Neuberechnung. Die geltenden Regelbedarfe haben in der Ermittlung
methodische Schwächen und halten den sozialrechtlichen Mindestbedarf
von Kindern künstlich klein. Sie entsprechen insgesamt nicht dem
notwendigen soziokulturellen Existenzminimum und sollten auf ein
Niveau angehoben werden, das echte gesellschaftliche Teilhabe möglich
macht“, so Krüger weiter.
Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes ist dringend ein
Gesamtkonzept notwendig, mit dem die Situation der von Armut
betroffenen Kinder und Jugendlichen in Deutschland nachhaltig
verbessert wird. Die wenigen Lichtblicke der letzten Jahre wie die
Anhebung des Kinderzuschlags oder die Verbesserungen beim
Unterhaltsvorschuss reichen bei weitem nicht aus. „Uns erfüllt zudem
mit Sorge, dass immer wieder versucht wird, die Kinderarmut in
Deutschland kleinzureden, beispielsweise bei Diskussionen um den
relativen Armutsbegriff. Übersehen wird dabei oft, dass sich in einem
Land wie Deutschland insbesondere Kinderarmut nicht allein durch
materielle Entbehrungen, sondern auch durch Ausgrenzung und damit
fehlende Teilhabe an Aktivitäten auszeichnet, die für andere Kinder
selbstverständlich sind. Wer den relativen Armutsbegriff in Frage
stellt, relativiert Gefahren gesellschaftlicher Ausgrenzung und nimmt
damit in Kauf, dass Kinder und Jugendliche abgehängt sind und
bleiben“, so Krüger.
Das Thema Kinderarmut wird Schwerpunktthema des Kinderreports 2018
sein, den das Deutsche Kinderhilfswerk zu Beginn des nächsten Jahres
vorstellen wird. Darin wird es um die Frage gehen, was die Ursachen
von Kinderarmut in Deutschland sind, wie die Aktivitäten von Staat
und Gesellschaft, um Kinderarmut zu bekämpfen, bewertet werden und
wie einkommensschwache Familien mit Kindern am besten unterstützt
werden können. Außerdem wird die Bereitschaft der Bevölkerung
analysiert, eventuell mehr Steuern zu zahlen, wenn damit das Problem
der Kinderarmut in Deutschland wirkungsvoll bekämpft werden könnte.
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