Diese Kulturmacht liegt in den Händen weniger Individuen und wird durch verabsolutierte funktionale Organisationskomplexe organisiert, wie z. B. durch ein absolutistisches hierarchisches Militärwesen. Eine derartige zentralisierte Organisation setzt einen grundsätzlichen absolutistischen Gehorsam des Individuums voraus, so dass die Kulturmächte den Menschen durch eine übernatürliche Erziehung an die Kultur „anpassen“ müssen. Auf diese Weise lernen bereits die Kulturkinder, das eigene Ich durch eine entsprechende Selbstorganisation vorübergehend oder dauerhaft auszublenden. Wir können daher einen wesentlichen Unterschied zwischen einer natürlichen und einer übernatürlichen Gesellschaftsorganisation feststellen: die Verwirklichung eines selbständigen natürlichen Ichs einerseits und die Verwirklichung einer relativen Selbstlosigkeit andererseits. Diese Selbstlosigkeit führt in der Regel die betroffenen Menschen in eine unnatürliche Passivität und in eine notorische Gleichgültigkeit. Dies macht es den Kulturkindern leichter, die eigene Individualität für die erforderlichen Kulturanpassungen zu neutralisieren.
Die Schwächen und Gefahren einer zentralisierten Kulturorganisation werden vor allem in kulturellen Krisenentwicklungen deutlich, sobald die zentralen Machthaber oder die Organisationskomplexe der Politik, der Religion, der Ökonomie, der Wissenschaft und der Medien die Gesellschaft in eine biologische Unzurechnungsfähigkeit führen.
Die zentralisierte kulturelle Macht ist daher nicht nur eine widernatürliche, sondern auch eine überaus gefährliche Form der menschlichen Selbstorganisation. Bereits in Rom wurde durch die Kaiser Nero und Caligula deutlich, was geschieht, wenn eine Gesellschaft dem Volk willkürlich die Macht abspricht und sie in einer konzentrierten Form in die Hände von Diktatoren legt. Die dadurch entstehende absolute Ohnmacht des Volkes liefert die Gesellschaft auch verrückten Machthabern auf Gedeih und Verderb aus. Dies kann mitunter das Ende einer betroffenen Kultur bedeuten.
Gegenwärtig finden wir in der gesamten „1. Welt“ eine sich immer weiter zuspitzende absolutistischen Ohnmacht des „kleinen Mannes“ in der Entwicklung, so dass sich der Mensch heutige grundsätzlich mit der Verfassung der traditionellen Kulturkonstitution auseinandersetzen muss, wenn er überlebensfähig bleiben will. Dies setzt voraus, dass der Einzelne die eigene Kulturorganisation nach biologischen Kriterien und Gesichtspunkten eingehend überprüft. Die Zentralisierung der kulturellen Macht hat bereits der frühe Mensch durch entsprechende Gottesvorstellungen gerechtfertigt und sanktioniert. Mit der im 20. Jahrhundert nach und nach erfolgenden wissenschaftlichen Bestätigung der Relativitätstheorie von Albert Einstein hat sich die Erkenntnis eines relativ sich organisierenden Universums durchgesetzt, die im Widerspruch mit der traditionellen Gottesvorstellung der Standeskultur steht. Bis heute halten jedoch die meisten Menschen an der Idee der absolutistischen zentralisierten Gottesmacht fest und sanktionieren dadurch nach wie vor auch eine absolutistische zentralisierte Macht der „Statthalter Gottes“ auf Erden. Dadurch konnte sich die biologisch arbeitende Wissenschaft nicht durchsetzen und erfährt seit einiger Zeit eine entsprechende galoppierende Inflation im Weltbild des Menschen, so dass gegenwärtig in der Kultur eine übernatürliche ideologische und religiöse Willkür grassiert. Hebt der Mensch nicht ganz bewusst die widernatürliche Idee einer verabsolutierten und zentralisierten Macht sowohl im Himmel als auch auf der Erde auf, so wird ihn dies eher früher als später die natürliche Existenz kosten.
Wer sein natürliches Ich ganz oder teilweise aufgegeben hat, um sich der modernen Standeskultur anzupassen, büßt dadurch seine natürliche Eigenständigkeit ein und wird zu einem kulturabhängigen und kulturhörigen Wesen. Dies führt heute bei vielen Menschen zu einem Teufelskreis einer grundlegenden Passivität mit der traditionellen religiösen Erwartung eines Segens von Oben, der darauf hinausläuft, dass die Betroffenen ein ständiges Hindernis für ihre eigene natürliche Aktivität bleiben und eine Lethargie, Apathie und Gleichgültigkeit in ihrer Selbstorganisation verfestigen. Dieses innere Hindernis hat sich bis heute in vielen Menschen stabilisiert, so dass der Mensch ein entsprechendes ganzheitliches Verständnis für seine persönliche Selbstorganisation entwickeln muss, um dieses Hindernis überwinden zu können.
Der ursprüngliche Einfluss des Häuptlings und des Medizinmannes auf die menschliche Gemeinschaft war stets relativ, da der Rat der Familienoberhäupter in den natürlichen Gesellschaften über die jeweils anstehenden politischen Maßnahmen entschieden hat. Die Standeskultur hat die Ämter des Häuptlings (König) und des Medizinmannes (Priester) verabsolutiert und den „einfachen“ Menschen im Lauf der Zeit zu einem Befehlsempfänger reduziert. Dadurch haben die Herrenmenschen ein aufgeblasenes, künstliches, oftmals sadistisches Ego und die „einfachen“ Menschen eine „normale“ Selbstlosigkeit der masochistischen Art entwickelt. Heute zeigen sich die Folgen dieser widernatürlichen Gesellschaftsorganisation unter anderem durch eine zunehmende Inflation der menschlichen Fähigkeit, sich selbst zu organisieren. Durch die Umsetzung einer sich zuspitzenden zentralisierenden Macht, kommt das Gesetz der natürlichen Ökonomie auf eine sehr ungünstige Weise in die Wirkung. Wie bei einem gebrochenen Bein, das bei der Abnahme des Gipses einen Muskelschwund aufweist, reduzieren sich durch die Zentralisierung der Macht innerhalb einer Gesellschaft im Lauf der Zeit die Fähigkeiten des Volkes zum selbständigen Denken, Fühlen und Handeln. Ein selbständiges Denken, Fühlen und Handeln wird innerhalb eines automatisierten hierarchischen Kulturalltags nur selten gebraucht und wird daher auch vom „einfachen“ Menschen oft als störend empfunden. Dadurch kommt es unweigerlich zu einer Degeneration der Gesellschaft, die sich insgesamt dadurch ausdrückt, dass die Gesellschaft als Ganzes immer unfähiger wird, sich auf eine biologische und soziale Weise zu organisieren.
Die Idee der absolutistischen zentralisierten Kulturmacht ist daher von vorneherein zum Scheitern verurteilt und stellt eine menschliche Verirrung dar, die sowohl willkürlich als auch widernatürlich ist. Sobald der heutige Mensch diese grundlegenden Wesenszüge der Standeskultur und ihre Folgen erkennt, kann er auch den gegenwärtigen Prozess der gesellschaftlichen Degeneration beenden und ganz bewusst eine neue natürliche und soziale Kulturgestaltung auf den Weg bringen.
Das leichte Spiel der „Herrenmenschen“
Der „Herrenmensch“ hat im Grunde seit 5000 Jahren ein leichtes Spiel, da er lediglich irgendwelche unerträglichen Geschichten in der Kultur verbreiten und darauf warten muss, dass der einfache Mensch darauf allergisch oder panisch reagiert. Ist diese ideologische und emotionale Falle „erfolgreich“, dann muss der Herrenmensch die panische oder allergische Reaktion nur noch brandmarken und als „des Teufels“, als widernatürlich oder als idiotisch verurteilen, um einen verheerenden Teufelskreis der künstlichen Werturteile zu begründen. Bleibt der Herrenmensch die maßgebliche richtende Instanz dieser Werturteile und akzeptiert der größte Teil einer Gemeinschaft diese Werturteile und die damit einhergehenden ideologischen Erzählungen, dann kann der Herrenmensch seine Macht durch einen stabilen ideologischen Teufelskreis aufrechterhalten. Da sich dieser Teufelskreis wie jeder Teufelskreis immer weiter forciert und intensiviert, kommt es irgendwann zu einer Krise innerhalb einer betroffenen Gemeinschaft oder Kultur. Haben die betroffenen Menschen die Ursache der Krise nicht erkannt, dann beginnt das herrschaftliche „Spiel“ der unerträglichen Erzählungen und Werturteile von Neuem. Vor allem auf diesem „Weg“ haben in den letzten 5000 Jahren nahezu alle Kulturen einen Größenwahn im Herrenmenschen und einen Minderwertigkeitswahn im „einfachen“ Menschen hervorgebracht, die in eine biologische und soziale Unzurechnungsfähigkeit geführt haben. Auch heute befinden wir uns in einem solchen degenerativen ideo-emotionalen Entwicklungsprozess. Dabei haben wir es keineswegs mit einer neuartigen kulturellen Entwicklung zu tun, da sich der Teufelskreis der zentralisierten absolutistischen Machtkonstellation bereits seit 5000 Jahren in einer als regelrecht zu erachtenden Weise innerhalb der Standeskultur vollzieht. Wie Sisyphus rollt der Mensch daher den Stein der Standeskultur immer wieder in einer mühsamen Weise den Berg hoch, um kurz vor dem Erreichen der absolutistischen Kulturmacht zu scheitern, so dass der Stein wieder den Berg hinunterrollt.
Für den heutigen Menschen stellt sich daher die Frage, ob er noch genügend innere Motivation hat, den Kulturstein der Standeskultur noch einmal den Berg hinaufzurollen. Viele Menschen hegen bereits die innere Überzeugung, dass die Standeskultur ein hoffnungsloses Unterfangen ist. Was der Mensch daher heute dringender als alles andere benötigt, ist die Vision eines neuen Kulturmodells, das durch eine symbiotische Einigung aller Völker eine biologische und soziale Weltordnung generieren kann.
Weitere Artikel über die gegenwärtige Kulturentwicklung finden Sie auf der folgenden Internetseite:
http://www.2035-der-mensch-schafft-die-menschlichkeit-ab.de/#AktuelleArtikel
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