Verrechnet haben sich noch andere Leute: Führende westliche Politiker wie noch jüngst Donald Trump, die sich hinhalten ließen, während Iran hochangereichertes Uran anhäufte. Und der russische Präsident Wladimir Putin, der sich im Ukraine-Krieg mit Teheran verbündete und seinen vermeintlichen Einfluss auf die Mullahs offenbar als Faustpfand sah.
Zu hoffen ist, dass wenigsten einer sich nicht verrechnet hat: Netanjahu. Zu hoffen ist das im Interesse der weltweiten Sicherheit – so schwer es fällt, ausgerechnet diesem vielfach völkerrechtswidrig agierenden Politiker Erfolg zu wünschen. Denn: Es ist zwar unklar, wie nahe der von Israels Führung befürchtete „Punkt ohne Wiederkehr“ im iranischen Atomprogramm bevorstand. Aber zweifellos strebte Teheran zumindest die Möglichkeit zur Atomwaffenproduktion an. Kein vernünftiger Mensch kann wollen, dass Ajatollah Chamenei und seine Leute so weit kommen.
In gewisser Hinsicht hat nun Israel einen Punkt überschritten, hinter dem die Umkehr schwer ist. Es kann die Angriffe nicht einfach beenden, wie Teheran propagandawirksam vorschlägt. Das würde es Iran nur ermöglichen, möglichst viel von seinem Atomprogramm und seiner Raketenproduktion zu retten – bei erhöhter Entschlossenheit des Regimes. Selbst wenn Israel ein Abkommen erzwingen könnte, das Iran zur Auslieferung seines Spaltmaterials verpflichten würde – das gefährliche Wissen wäre weiter da.
Bleibt die Hoffnung auf einen Sturz des iranischen Regimes. Aber Netanjahu hat selbst eingeräumt: Ob das passiert, das hat er nicht in der Hand. Und käme es dann zu einer stabilen neuen Ordnung? Das sind die großen Unbekannten in der Rechnung des Benjamin Netanjahu.
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