Eine vergessene Tragödie. Der »Lockdown« von 1911.

Maul- und Klauenseuche 1911 – Einband
 
Versammlungs- und Kontaktverbote, Sperrung von Straßen und Fußwege bis hin zu Staatsgrenzen, empfindliche Strafen gegen Zuwiderhandlungen, Lebensmittelmangel und Preisexplosion, wirtschaftlicher Ruin und Arbeitslosigkeit, all das kannten frühere Generationen unabhängig von ›Corona‹ und Krieg. Wie im Jahre 1911, als die ›Maul- und Klauenseuche‹ das ›Deutsche Reich‹ in Atem hielt.
Es war die erste europaweite Katastrophe des 20. Jahrhunderts, die über Monate hundertausende an toten Tieren forderte, an deren Ende manch ein Bauer, Schäfer, Gastwirt und Schausteller vor dem Ruin stand und manch einer wegen Verstoßes gegen Desinfektionsvorschriften oder als »Milchpanscher« auf der Anklagebank vor Gericht saß.
Tiere wurden wochenlang in die Ställe gesperrt und verhungerten aus Mangel an Futter. Hunde und Katzen mussten im Haus bleiben, Singvögel, die als »Superspreader« galten, wurden mancherorts erschossen. Umfangreiche Desinfektionsvorschriften waren einzuhalten. Der Umgang der Menschen wurde stark eingeschränkt, um die Verbreitung des Virus zu unterbinden.
Milch, Butter und später auch Fleisch wurden knapp; die Preise gingen für den Endverbraucher in ungeahnte Höhen. Proteste machen sich in den Städten breit. Scharlatane versuchen ihr Bestes.
Und dann drohte auch noch Krieg. Britische Medien berichteten schon vom Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Deutschem Reich und Frankreich, was sich aber schnell als »Fake News« herausstellte.
In den Parlamenten wurde währenddessen heftig diskutiert aber wenig entschieden. Doch – halt! Ein einziges Mal entschieden die staatlichen Behörden schnell. Wenn es auch nicht um Zuschüsse, Hilfen für Betroffene ging, so sollte doch die Tatkraft und Entschlossenheit der Entscheidungsträger deutlich werden. In sprachlichen Dingen kann man »Großes« erreichen, wenn es mit den »heißen Eisen« nicht so recht vorrangeht. Und so verfügte der Reichsinnenminister im November 1911, dass die Begriffe »Schweizer« als Berufsbezeichnung für Melker und dergl. in den Akten der deutschen Behörden ab sofort zu unterbleiben habe.
Anhand einer Region in Schleswig-Holstein, unter Berücksichtigung punktueller Begebenheiten im gesamten Deutschen Reich, wird beispielhaft ein Blick auf eine vergessene Tragödie eröffnet. Der Autor erinnert dabei an ein bedrückendes und vergessenes Kapitel deutscher Geschichte, die vor dem Hintergrund der ›Corona‹-Zeit manche Ähnlichkeiten aufweist.

Volker Griese: Eine Pandemie »geradezu katastrophaler« Dimension. Die Maul- und Klauenseuche 1911.
Broschur: 104 Seiten, sw-Abbildungen
ISBN: 978-3-7583-6925-4
8,50 EUR