Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) zu Altersarmutsrisiken von
Frauen
Der Welttag der Armen, den Papst Franziskus für die Kirche erstmals 2017
ausgerufen hat, wird in diesem Jahr am Sonntag, 17. November 2019, begangen. Die
Botschaft von Papst Franziskus steht unter dem Psalmwort: „Der Elenden Hoffnung
ist nicht für immer verloren“ (Ps 9,19). Anlässlich des Welttags der Armen
erklärt der Vorsitzende der Pastoralkommission und der Unterkommission Frauen in
Kirche und Gesellschaft der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Franz-Josef
Bode (Osnabrück):
„Papst Franziskus dankt in seiner Botschaft allen, die sich weltweit mit den
Armen solidarisieren und für die Bekämpfung von Armut und ihrer Ursachen
einsetzen. Als Vorsitzender der Unterkommission Frauen in Kirche und
Gesellschaft danke ich in diesem Zusammenhang ausdrücklich den Frauen. Denn es
sind vor allem Frauen, die sich bei uns in den verschiedenen Bereichen der
Caritas und diakonischen Pastoral mit Menschen in Not solidarisieren.
Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe des christlichen Glaubens, so der Papst, zeige
sich in diesem persönlichen Engagement für die Armen im eigenen sozialen Umfeld.
Armut hat viele Gesichter: die existenzielle Armut ist eine der schrecklichsten
Formen. Aber auch Ausgrenzung von der gesellschaftlichen Teilhabe und
Vereinsamung sind aktuelle Formen der Armut.
Ich möchte heute besonders an Altersarmutsrisiken von Frauen in unserem Land
erinnern. Mehr als jede vierte alleinstehende Neurentnerin wird – wie neuere
Untersuchungen zeigen – in den kommenden Jahren die staatliche Grundsicherung
nötig haben. Alleinstehende Frauen haben ein rund viermal höheres Armutsrisiko
als der Durchschnitt. Die Gründe sind vielfältig: Tätigkeit in typischen
Frauenberufen beziehungsweise in geringer entlohnten Dienstleitungsberufen,
Brüche in der Erwerbsbiografie, Teilzeitarbeit usw. Verstärkt wird das
Armutsrisiko bei Frauen, die lange alleinerziehend waren, die kein Wohneigentum
besitzen, bei Spätaussiedlerinnen, die in Deutschland keine entsprechende
Anstellung fanden, und überhaupt bei Migrantinnen. Die Folgen von Altersarmut in
Deutschland sind vor allem sozialer Natur. Die eigene kleine Rente und die
Grundsicherung ermöglichen Wohnen, Essen und Kleidung. Aber für das Ausgehen mit
Freunden, den Ausflug, die Mitgliedschaft in Vereinen, die Teilnahme an
Bildungs- oder Freizeitveranstaltungen, den Besuch von Konzerten, Museen, Kinos
oder gar einen Urlaub reicht das Geld nicht mehr. Die schwindende
gesellschaftliche Teilhabe führt zur Vereinsamung mit all ihren Folgen für
soziale Beziehungen, für die physische und psychische Gesundheit.
Innerhalb des Synodalen Weges bemühen wir uns in der Kirche in Deutschland
aktuell darum, den Ausschluss beziehungsweise die unzureichende Teilhabe von
Frauen an der Macht in der Kirche zu überwinden. Auch das ist eine
Ungerechtigkeit, unter der viele Menschen, Frauen wie auch Männer, in der Kirche
leiden. Der Welttag der Armen weitet unseren Blick für weitere Notsituationen,
die ebenfalls nach Geschlechtergerechtigkeit rufen. Gerechtigkeit und so auch
Geschlechtergerechtigkeit kann es immer nur für alle geben. Der
Mentalitätswandel, den Papst Franziskus in seiner diesjährigen Botschaft
fordert, ruft die Kirche in Deutschland dazu auf, aus geschlossenen Milieus auch
der Gemeinden aufzubrechen und sowohl kreativ wie aktiv Armutsrisiken im eigenen
Umfeld zu bekämpfen. Dazu gehören unter Berücksichtigung der besonders hohen
Altersarmutsrisiken von Frauen hierzulande zum Beispiel:
– die Überprüfung von Frauen- und Familienbildern, die
Armutsrisiken befördern;
– politische Bemühungen um eine angemessene Würdigung von
Sorgearbeit innerhalb und außerhalb der Familie;
– die Förderung einer Kirchenentwicklung, in der vielfältige
Lebensformen und damit auch Alleinstehende ihren Platz finden,
und die die Solidarität untereinander stärkt;
– der Einsatz für bezahlbaren Wohnraum gerade für alleinstehende
ältere Frauen in der örtlichen Gemeinde;
– und die sensible Weiterentwicklung einer Seniorinnenpastoral und
neuer Engagementformen für von Armut betroffene Frauen.
Dabei geht es um den Kern unseres Glaubens, wie Papst Franziskus schreibt:
–Damit die Jünger des Herrn glaubwürdige Verkünder des Evangeliums sein können,
ist es notwendig, dass sie konkrete Zeichen der Hoffnung aussäen. Ich bitte alle
christlichen Gemeinschaften…, sich dafür einzusetzen, dass dieser Welttag in
vielen den Wunsch nach einer tätigen Mithilfe stärke, damit es niemand an Nähe
und Solidarität fehlt.–„
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