FT: Kommentar zu Bundeswehr/Guttenberg

Nicht nur für die Marine ist dieser Befehl ein
Schock. Noch bevor das Ermittlerteam überhaupt an Bord gegangen ist,
hat Karl-Theodor zu Guttenberg den „Gorch Fock“-Kommandanten Norbert
Schatz abgesetzt. Was der Verteidigungsminister als konsequentes
Handeln gewürdigt wissen möchte, lässt sich leicht anders auslegen:
Der mit gleich drei Bundeswehr-Affären konfrontierte CSU-Politiker
brauchte dringend einen Sündenbock, um aus der Schusslinie zu kommen.
Bemerkenswert sind vor allem die Umstände des Schnellschusses.
Offenbar veranlasste ein bevorstehender Bericht der „Bild“-Zeitung
über Missstände an Bord der „Gorch Fock“ Guttenberg, den Kapitän zu
schassen. Seriöse Aufklärungsarbeit sieht anders aus. Schließlich
hatte der Minister zuvor betont, es dürfe keine Vorverurteilungen
geben. In der Sache selbst gibt es gleichwohl jede Menge
aufzuarbeiten. Niemand wird den Sinn von Befehl und Gehorsam
ernsthaft in Frage stellen wollen. Anders kann Militär nicht
funktionieren – schon gar nicht im Ernstfall. Wo aber endet der Drill
und beginnt die Drangsalierung? Eine Bundeswehr, die bei
Auslandseinsätzen für Demokratie, Meinungsfreiheit und Menschenwürde
eintritt, muss diese Werte selbst vorleben. Sollte auch nur ein Teil
der jetzt von ehemaligen Kadetten erhobenen Vorwürfe der Wahrheit
entsprechen, ist in der Vergangenheit einiges schief gelaufen an Bord
der „Gorch Fock“.

Pressekontakt:
Flensburger Tageblatt
Stephan Richter
Telefon: 0461 808-1060
redaktion@shz.de