– Rentenpaket bewirkt bis 2050 höhere Beitragssätze und
niedrigeres Versorgungsniveau
– Mischsystem aus Umlage- und Kapitaldeckung bleibt richtiger Weg
Durch die Rentenpolitik der großen Koalition werden die
Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung in den nächsten
Jahrzehnten steigen. Gleichzeitig geht das Rentenniveau noch stärker
als bislang erwartet zurück. Ohne eine stärkere Verbreitung der
betrieblichen und privaten Altersversorgung kann eine
lebensstandardsichernde Altersversorgung für das Gros der Bevölkerung
nicht sichergestellt werden.
Zu diesem Schluss kommt die Studie „Die Zukunft der Altersvorsorge
vor dem Hintergrund von Bevölkerungsalterung und
Kapitalmarktentwicklungen“ des Handelsblatt Research Institute (HRI)
und der Prognos AG im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV), die heute in Berlin vorgestellt wird.
Sie spannt den Bogen in der gesetzlichen Rentenversicherung bis 2050
und reicht damit deutlich weiter als viele andere Untersuchungen, die
bereits 2030 enden.
„Als Folge der beschlossenen Mütterrente und der abschlagsfreien
Rente ab 63 dürfte der Rentenbeitrag bis 2030 auf 22,7 Prozent von
derzeit 18,9 Prozent steigen, während das Sicherungsniveau um bis zu
0,5 Prozentpunkte niedriger ausfällt als ohne diese Maßnahmen“, sagt
Prognos-Chefökonom Michael Böhmer. Nach Überzeugung der Verfasser
setzt die Bundesregierung mit diesem rentenpolitischen Kurs ein
falsches Signal: Das derzeitige demografische Zwischenhoch werde für
langfristige Leistungsausweitungen missbraucht.
„Deutschland steht an einem Wendepunkt. Denn die Anzahl der
Beschäftigten und das Arbeitsvolumen werden bald von Jahr zu Jahr
zurückgehen. Das aktuelle Rentenpaket der großen Koalition missachtet
die daraus resultierenden Herausforderungen: Eine im Trend
ansteigende Rentenbe-zugsdauer für eine wachsende Anzahl von Rentnern
lässt sich bei einer rückläufigen Erwerbstätigenzahl nur mit einem
schrittweisen Anheben der Lebensarbeitszeit finanzieren – es sei
denn, man ist bereit, Wachstumseinbußen und deutliche
Beitragssatzanhebungen hinzunehmen“, so Bert Rürup, Präsident des
HRI.
Als notwendig und richtig bezeichnet das HRI/Prognos-Gutachten die
seit 2001 umgesetzten Rentenreformen. Ein Zurückdrehen dieser
Maßnahmen wäre aus Sicht der Verfasser grundlegend falsch. „Dadurch
würden Versorgungsillusionen genährt, die sich in den kritischen
Jahren ab 2030 als trügerisch erweisen würden“, erklärt Rürup. Ohne
diese Reformen würde der Beitragssatz zur gesetzlichen
Rentenversicherung bis 2050 auf fast 30 Prozent steigen. „Außerdem
müsste der Bundeszuschuss aus Steuermitteln deutlich angehoben
werden“, sagt Rürup.
Vor diesem Hintergrund lautet die zentrale Erkenntnis der Studie:
Der Umbau der Alterssicherung in Deutschland zu einem
Mehr-Säulen-Modell aus umlage- und kapitalfinanzierter Vorsorge war
und bleibt richtig. „Denn nur bei dieser Mischung wird auf alle
Quellen des Volkseinkommens zugegriffen“, macht Böhmer deutlich. An
diesem Befund ändere auch die Niedrigzinsphase nichts.
GDV-Präsident Alexander Erdland plädiert dafür, die Chancen und
Risiken der unterschiedlichen Säulen nüchtern abzuwägen: „Für jede
gute Kapitalanlage wird empfohlen, nicht alle Eier in einen Korb zu
legen. Das-selbe gilt für das Rentensystem insgesamt: Ein Mischsystem
aus Umlage-finanzierung und Kapitaldeckung erhöht die Stabilität und
das Renditepo-tential.“
Die vollständige Studie finden Sie auf http://www.gdv.de/2014/04/r
entenpaket-ignoriert-demografische-herausforderung-plaedoyer-fuer-ren
tenpolitischen-realismus.
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Über den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
(GDV):
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit
Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in
Deutschland. Die über 460 Mitglieds-unternehmen mit rund 214.000
Beschäftigten und Auszubildenden bieten durch 460 Millionen
Versicherungsverträge umfassenden Risikoschutz und Vorsorge sowohl
für die privaten Haushalte wie für Industrie, Gewerbe und öffentliche
Einrichtungen. Als Risikoträger und bedeutender Kapitalgeber haben
die privaten Versicherungsunternehmen auch eine herausragende
Bedeutung für Investitionen, Wachstum und Beschäftigung in der
deutschen Volkswirtschaft.
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