Zur Debatte über die Situation von Kindern
substituierter Eltern in Bremen erklärt der JES Bundesverband:
Ohne wenn und aber, Kindern Betäubungsmittel und Rauschdrogen zu
verabreichen ist verantwortungslos, lebensgefährlich und
unentschuldbar. Zudem gehören solche Substanzen nicht in Kinderhände.
Auch der JES Bundesverband, als Interessenvertretung von aktuell
und ehemaligen Drogenkonsumenten sowie Substituierten vertritt die
Auffassung, dass sich Kindeserziehung und exzessiver Konsum von
illegalisierten Substanzen in den meisten Fällen ausschließen.
„Allerdings verwehren wir uns dagegen, wenn, wie derzeit in Bremen
praktiziert, Eltern, die sich in einer ärztlich kontrollierten
Substitutionsbehandlung befinden, im großen Stil unterstellt wird,
ihre Kinder bewusst unter Drogen gesetzt zu haben“, so Mathias Häde
vom JES Bundesvorstand. „Diese Art der Diskussion trägt für uns Züge
einer modernen Hexenjagd.“
„Wie der Bremer Gesundheits-Staatsrat Hermann Schulte-Sasse
betont, hat sich die Interpretation des Bremer Labors, dass diese
Drogen im Körper der Kinder verstoffwechselt wurden, als nicht
haltbar erwiesen“, erläutert Marco Jesse, Vorstand des JES
Bundesverbands.
Der JES Bundesverband macht darauf aufmerksam, dass ähnliche
Phänomene auch aus anderen Ländern wie Frankreich und Kanada bekannt
sind. Dort seien die Ergebnisse jedoch nicht als Beleg dafür gewertet
worden, dass den betroffenen Kindern Drogen zugeführt wurden. Ähnlich
sieht es die Gerichtsmedizin der Berliner Charité. „Auch nach unserer
Einschätzung ist bei einer nicht geringen Anzahl Substituierter ein
Beigebrauch illegaler und legaler Drogen zu beobachten“, erläutert
Häde. „Dieser Umstand darf jedoch nicht dazu führen, dass jenen
Müttern und Vätern die Fähigkeiten zur Kindeserziehung abgesprochen
wird oder gar der Kindesentzug diskutiert wird.“
Der JES Bundesverband, als bundesweites Netzwerk von
Substituierten, weist darauf hin, dass gerade die
Substitutionsbehandlung die Grundlage bildet, damit opiatabhängige
Eltern die positiven Effekte dieser Behandlungsform nutzen können, um
ihre Kinder mit Liebe und Kompetenz zu erziehen.
Jesse und Häde erläutern abschließend, dass viele dieser
Substituierten eindeutige Kandidaten für eine ärztlich kontrollierte
Heroinvergabe sind. Denn diese Behandlungsform trägt nachweislich und
maßgeblich zur Reduzierung oder zur gänzlichen Einstellung des
Beikonsums bei und führt zu einer gesundheitlichen und sozialen
Stabilisierung. Umstände, die auch ihren Kindern zugute kommen. JES
fordert daher die politisch Verantwortlichen in Bremen und in allen
anderen Städten dazu auf, die Veränderung der Richtlinien zur
kassenfinanzierten Diamorphinsubstitution zu beschleunigen, denn
nach Meinung von JES sind diese maßgeblich dafür verantwortlich, dass
eine derart erfolgversprechende Behandlungsform in vielen Städten
nicht zum Regelangebot wird.
Wie kann man aber zukünftig mit substituierten Müttern und Vätern
umgehen? Der JES Bundesvorstand fordert, dass labortechnische
Nachweise von Betäubungsmitteln und Rauschdrogen nicht zwangsläufig
als Beleg für ein nicht kindgerechtes Umfeld gewertet werden. „Kinder
sollten daher nie ausschließlich wegen dieser Befunde aus der Familie
genommen werden“ so Marco Jesse vom JES Bundesvorstand. Stattdessen
erwartet JES eine Gesamtschau auf die Lebensumstände dieser Eltern
und ihrer Kinder.
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