Kretschmer/Grütters: Die Verteidigung der Alten Meister schießt über ihr Ziel hinaus

Der Bundestag hat am gestrigen Donnerstag zehn
Millionen Euro zusätzlich für den Bauhaushalt der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz bereitgestellt. Zur Debatte um die Berliner
Gemäldegalerie erklären der stellvertretende Vorsitzender der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Kretschmer, und die zuständige
Berichterstatterin Monika Grütters: „Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion
begrüßt, dass der Bundestag im Rahmen des Nachtragshaushalts 2012 am
12. Juni zehn Millionen Euro zur Erhöhung des Bauhaushalts der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz bereitgestellt hat. Mit den zehn
Millionen Euro wird der erste Schritt zur Verwirklichung längst
bekannter Planungen eingeleitet: Die Gemäldegalerie am Kulturforum
soll umgebaut werden zu ei-ner –Galerie des 20. Jahrhunderts–, die
somit vergleichbar wür-de mit dem MOMA in New York und der Tate
Modern in London. Sie ist von ihrer Fläche her geeignet, sowohl die
eigenen Sammlungen der Nationalgalerie als auch die dazu gehörigen
Teile der Sammlung Marx aus dem Hamburger Bahnhof sowie die Sammlung
Pietzsch aufzunehmen. Die gesamte Kunstentwicklung des 20.
Jahrhunderts mit all ihren politischen und künstlerischen Brüchen
würde an ein und demselben Ort erfahrbar und verstehbar werden. Dass
dies offenbar von einigen Museumsfreunden und Politikern als
Kampfansage an die Alten Meister missverstanden wird, kann nur
verwundern, denn die Planungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz,
deren Umsetzung mit den jetzt bewilligten zehn Millionen Euro
beschleunigt wird, sind ja längst bekannt. Sie sind im
Kulturausschuss regelmäßig und wiederholt dargestellt worden.
Besonders bitter in der aktuellen Debatte stößt auf, dass hier die
Klassische Moderne gegen die Alten Meister regelrecht ausgespielt
wird. Eine solche Kritik wäre aber nur dann vollkommen berechtigt,
wenn Bund und Land Berlin nichts getan hätten, um die spektakuläre
Sammlung Pietzsch zu sichern. Diese Debatte trägt mittlerweile
bizarre Züge. Die Verteidigung der Alten Meister droht über ihr Ziel
hinauszuschießen: Denn wo waren all die Freunde der Alten Meister –
auch in der Politik-, als es darum ging, diesen am Kulturforum mehr
Geltung zu verschaffen? Wir alle hätten uns über eine solche breite
öffentliche Unterstützung in den vergangenen Jahren gefreut, denn
dann wären vielleicht ein paar Besucher mehr dorthin gekommen. Die
Wahrheit aber ist, dass das gesamte Berliner Kulturforum mit
Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und Kunstbibliothek im Jahr 2011
zusammen auf 277.000 Besucher kam, während die Gemäldegalerie Alter
Meister in Dresden allein mit 569.583 mehr als doppelt so viele
Begeisterte anzog. Die Alten Meister sind fremd am Kulturforum,
während die Museumsinsel ohne sie unvollendet bliebe. Nicht nur die
Zu-sammenschau von Skulpturen und Gemälden, nicht nur die Berufung
auf die Tradition der Sammlungen, auch die Tatsache, dass wir hier
heute noch die Wunden von Krieg, Teilung und Wiedervereinigung heilen
können, sind gewichtige Argumente für den Masterplan. Der Bund hat
für die Baumaßnahmen auf der Museumsinsel ein Gesamtvolumen von 1,38
Milliarden Euro beschlossen, wo dem bis heute bereits mehr als eine
halbe Milliarde geflossen ist. Viele der Vorhaben hat der Bund früher
und großzügiger als ursprünglich geplant umgesetzt. Wenn das
derzeitige Lamento ein Positives hat, dann könnte das darin bestehen,
dass wir noch lauter über temporäre Präsentationen der Alten Meister,
z.B. im Kronprinzenpalais, nachdenken sollten und dass noch mehr
Tempo bei der Umsetzung des Masterplans vorgelegt wird. Der
Kulturausschuss wird sich bald erneut mit den Museumsplänen befassen.
Es wird sich auch dann wieder lohnen, den Experten zuzuhören.“

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