Lausitzer Rundschau: Ach, hätte er doch geschwiegen

Zum Bericht der Uni Bayreuth in der Guttenberg-Affäre

Zurück, Du rettest den Freund nicht mehr, heißt es
in Schillers „Bürgschaft“. Das möchte man jetzt auch dem ehemaligen
politischen Shooting-Star Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zurufen.
Seine am Mittwoch zusammen mit dem 40-seitigen Kommissionsbericht
bekannt gewordenen voraussichtlich letzten Rechtfertigungsversuche
machen alles nur noch schlimmer. Die Arbeit sei ihm bei der Abfassung
seiner Dissertation über den Kopf gewachsen, gab der Ex-Minister an.
Man stelle sich vor, ein Bundesverteidigungsminister gibt schnell mal
ein paar falsche Befehle, weil ihm alles „über den Kopf gewachsen“
ist. Da fällt einem noch ein altrömischer Ratschlag ein, der mit „Si
tacuisses“ beginnt: Ach, wenn du doch nur geschwiegen hättest,
Karl-Theodor. Bayerns ehemaliger Wissenschaftsminister Thomas Goppel
(CSU) wird wahrscheinlich recht haben, wenn er ein Comeback der
„fabelhaften Guttenbergs“ in die deutsche Politik für
unwahrscheinlich hält. Der Bericht der Bayreuther Uni-Kommission ist
zu vernichtend ausgefallen. Das Ganze ist jammerschade: Schade um die
glänzende aristokratische Figur, die „KT“ im Einheitsbrei der
deutschen Politiker gemacht hatte. Schade um die Hoffnungen, die sich
viele Wähler auf eine „neue Generation“ von Politiker gemacht haben.
Und schade auch, dass wir wieder um eine Illusion beraubt wurden:
Adel verpflichtet eben doch nur begrenzt – wenn überhaupt.

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de