Lausitzer Rundschau: Das notwendige Gedenken

Zum 8. Mai – dem Ende des Zweiten Weltkrieges

Es wäre für das kollektive Gedächtnis ein großer
Verlust, sollten wir die herausragende Bedeutung des 8. Mai 1945
verdrängen. Jener Maitag vor 66Jahren erlebte ein wie betäubt dahin
taumelndes Deutschland, in dem eine Diktatur ein Volk in eine nie
dagewesene Katastrophe führen konnte. Heute wird der Blick zurück
immer klarer. Die Historiker finden allmählich einleuchtende
Erklärungen für den auf den ersten Blick unerklärlichen Wahnsinn, mit
dem bis zum letzten Tag ein gnadenloser, sinnloser Vernichtungskrieg
geführt wurde. Was in der DDR mit der simplen Gleichung von
Kapitalismus und Unmenschlichkeit abgehakt, in der Bundesrepublik
vornehmlich mit Schweigen übergangen wurde, wird jetzt durch neue
Forschungen begreifbar. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft
kann nicht nur als Werk einer Clique von Verbrechern gedeutet werden.
Am 8. Mai offenbart sich vielmehr auch das Versagen weiter Teile der
damaligen gesellschaftlichen Eliten und die Ignoranz all derer, die
obrigkeitshörig einem Regime folgten, das ihnen Vorteile zu
versprechen schien. Und in der Rückschau werden damit all jene Männer
und Frauen in besonderem Maße sichtbar, die das ganze Ausmaß der
Verirrung erkannten. Am bitteren Ende liegt die Botschaft, dass alle
einen hohen Preis bezahlen, wenn zu viele schweigen angesichts des
Unrechts, der Gewalt und der Lüge.

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