Die SPD hat mit der K-Frage ein echtes
Luxusproblem. Zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl verfügt sie
über drei Bewerber, denen nicht nur die eigene Partei, sondern auch
die Öffentlichkeit im Prinzip eine Kanzlerschaft zutraut. Natürlich,
die Ausprägungen der drei sind verschieden. Peer Steinbrück ist ein
kompetenter Machertyp wie Helmut Schmidt. Ein Kandidat für die Krise,
als Retter um Längen vor Angela Merkel. Aber hoher Putschfaktor in
den eigenen Reihen. Sigmar Gabriel ist sein Gegenpol, ihm gehört das
Herz der Partei. Aber dafür hoher Widerstandsfaktor bei den Mittel-
und Oberschichten, denen er, da kann er reden wie er will, kein
Vertrauen einflößt. Frank-Walter Steinmeier ist der Kompromiss
zwischen diesen Polen, viel integrativer und sachlicher als beide
anderen. Aber er begeistert nicht, das hat er schon einmal bewiesen.
Die SPD hat eine eher schöne Qual der Wahl. Sie kann im Umfeld der
Niedersachsenwahl 2013 frei entscheiden, wer dann der
aussichtsreichste Mann für den Wahlsieg im Bund ist. Die Frage ist
nur: Ist sie dafür cool genug? Will sie überhaupt den Kanzler
stellen, mit allen Fisimatenten, die man da oben anstellen muss, weil
man eben nicht nur die Sozialdemokraten zu führen hat, sondern das
ganze Land? Der letzte Versuch ging nicht gerade gut aus, er hat eine
tief verstörte Partei und eine noch verstörtere Wählerschaft
hinterlassen. Die zweite Frage: Haben auch die drei neuen Alphatiere
der SPD begriffen, dass sie eine Aufgabe zu erfüllen haben, die
größer ist als sie selbst? Sind sie bereit, selbst dann noch
miteinander zu kooperieren, wenn ihr Ego angekratzt worden ist?
Bisher jedenfalls ist in der SPD eine Personalauseinandersetzung noch
nie gütlich beendet worden, immer gab es hinterher, siehe Schröder
versus Lafontaine, einen Scherbenhaufen. Außerdem: Kann sich der dann
ernannte Kanzlerkandidat der SPD zurücknehmen, kann er zuhören, zur
Not sogar folgen? Denn das Land braucht keinen Kanzler alter Prägung
mehr, keinen Basta-Mann und keine Frau, die alles Mögliche für
alternativlos erklärt. Antworten auf diese Fragen werden sich aus der
Art und Weise ergeben, wie die SPD ihr Luxusproblem am Ende löst. Das
Wie der Entscheidung wird für einen Erfolg der Partei bei der Wahl
womöglich wichtiger sein, als das Wer.
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