Einige Monate sind vergangen, seit die Potsdamer
Wissenschaftsministerin Sabine Kunst ihren Hochschulplan vorlegte und
damit einen Sturm der Entrüstung entzündete. Zeit, die die
Hochschulen nutzen wollten. In einer Großveranstaltung von RUNDSCHAU
und Radio1 im Audimax gaben die Hochschulpräsidenten vor 1500
Zuhörern am Ende einer hitzigen Debatte das Versprechen ab, gemeinsam
das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Tatsächlich wurde in der
Folgezeit viel geredet, auch gehandelt – nur nicht miteinander. Eher
wurden die Gräben zwischen Cottbus und Senftenberg noch tiefer
gegraben. Die BTU entschied sich schließlich für einen Alleingang und
stellte ein eigenes Konzept vor. Endlich ein Plan, durfte man hoffen
– dennoch sieht Abstimmung zwischen Partnern anders aus. Letztlich
haben die Lausitzer Akteure die Auseinandersetzung in den Stillstand
manövriert, womöglich war das sogar des einen oder anderen Absicht.
Unheimlich wurde es aber irgendwann einmal der Lausitzer Wirtschaft,
die ahnte, dass momentan das schlechteste aller Szenarien – das
Stillstand-Szenarium – durchgespielt wurde. Anfang April warnten
IHK-Präsident Klaus Aha und HWK-Präsident Peter Dreißig in der
RUNDSCHAU eindringlich davor, weiter kostbare Zeit zu verlieren. Ein
sehr deutliches Warnsignal an alle Beteiligten. Längst hätte ein
gemeinsames Papier vorliegen müssen, das einen selbstgesteuerten
Prozess darstellt und Zwischenziele formuliert. Seit heute gibt es
ein Eckpunkte-Papier – allerdings kommt es nicht von den Hochschulen,
sondern von Thomas Grünewald, dem von Kunst eingesetzten und daher
skeptisch beäugten Uni-Beauftragten. Zehn Punkte hat Grünewald
formuliert, die der Weiterentwicklung der Hochschulregion Lausitz
dienen sollen. Das Papier wäre besser von den Hochschulen gekommen –
vermutlich hätten die meisten Punkte sogar vergleichbar formuliert
werden können. Knackpunkt ist die Forderung, das kommende Gebilde –
wie auch immer es aussieht – unter eine gemeinsame Hochschulleitung
zu stellen. Da besteht vermutlich der größte Diskussionsbedarf. Wie
auch immer – die RUNDSCHAU druckt die zehn Punkte in ihrer heutigen
Ausgabe schwarz auf weiß ab und stellt sie ins Internet. Nun hat
jeder die Gelegenheit, aus seinem Graben heraus das Papier zu
zerreißen. Feuer frei! Der derzeitige Stand im mitteleuropäischen
Prozess der Zivilisation lässt allerdings auch zu, die Gräben zu
verlassen, die Ärmel hochzukrempeln und an einer bestmöglichen
Hochschullandschaft in der Lausitz zu arbeiten. Zeit wird es. Mit
jedem Tag, der ungenutzt vergeht, minimieren sich die Chancen, eine
starke Hochschullandschaft in der Lausitz zu erhalten und auszubauen.
Wohl denn, nun gilt–s, die Tat besonnen zu vollführen.
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