Stolz kann das Land Brandenburg auf dieses
Ergebnis wahrlich nicht sein. Im bundesweiten Ländervergleich
rangieren die Grundschüler des Landes im Mittelmaß, in der Mathematik
sogar nur im unteren Bereich. Von Traumergebnissen wie im
benachbarten Sachsen sind die Schulen zwischen Uckermark und
Spreewald weit entfernt. Doch Bildungsministerin Martina Münch (SPD)
ficht das nicht an. Sie ist „zufrieden“ mit dem Abschneiden des
Landes, teilte sie am Freitag per Pressemitteilung mit. „Es gibt
nichts, was man nicht verbessern könnte – insbesondere im Fach
Mathematik müssen wir in der Grundschule nachsteuern.“ Auch ihre
sächsische Kollegin Brunhild Kurth (parteilos) kommentierte das
Ergebnis ihres Landes. Eine spezifische Leseförderung für Jungen
plant sie, dazu den fächerübergreifenden Einsatz von Höraufgaben und
eine stärkere Aufmerksamkeit und ein stärkeres Bewusstsein beim
Zuhören. Schon diese Äußerungen der Ministerinnen zeugen von einem
gewaltigen Mentalitätsunterschied: Brandenburg ist mit dem Mittelmaß
zufrieden, Sachsen ringt um einen Spitzenplatz. Denn im Freistaat
wird seit Jahren eine konsequente Bildungspolitik verfolgt. Sie zahlt
sich nun aus: Der Freistaat ist in fast allen Feldern spitze – so wie
auch bei anderen Untersuchungen zum Schulvergleich. Ein kleines
Beispiel ist der Anteil der Lehrer, die fachfremd unterrichten, also
in der Grundschule den Schülern Deutsch beibringen, obwohl sie im
Studium Mathe oder Sport gewählt hatten. In Sachsen unterrichten nur
2,9 Prozent der an der Studie beteiligten Deutschlehrerinnen Deutsch,
ohne es in der Ausbildung studiert zu haben, in Brandenburg dagegen
sind es 14,1 Prozent. Wer damit „zufrieden“ ist, kann dieses
Ergebnis natürlich sofort relativieren: In Hamburg unterrichten 33,7
Prozent der Lehrer fachfremd Deutsch, und das sind nicht viel weniger
als in Baden-Württemberg, das sich trotz einer Fachfremdenquote von
34 Prozent viel besser in den Ranglisten platzieren konnte.
Brandenburg kann so bei fast jeder Statistik argumentieren: Es wird
immer andere geben, die noch schlechter sind – das liegt bei einer
Mittelfeldplatzierung in der Natur der Sache. Aber kann das für ein
Land, das schon heute unter Fachkräftemangel ächzt, wirklich noch ein
Maßstab sein? In den Grundschulen werden die Grundlagen für die
späteren Bildungswege gelegt. Was hier im Schulsystem versäumt wird,
kann nirgendwo mehr aufgeholt werden. Will Brandenburg am Ende vorne
mitschwimmen, muss es sich an den Spitzenreitern orientieren. Und da
kann es für die Mark im Grunde nur ein Vorbild geben: Der
regelmäßige, lernende Blick nach Sachsen muss zum Pflichtprogramm in
der Brandenburger Bildungslandschaft werden.
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