Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung berichtet darüber, dass der viel kritisierte Brandenburger Landes-Slogan nun Lob vom Macher des beliebten Spruchs „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“ bekommt.

Für den viel gescholtenen Landes-Slogan
„Brandenburg. Es kann so einfach sein“ gibt es Zuspruch aus berufenem
Munde. Mit Martin Pross ist ausgerechnet einer der Erfinder des
bundesweit beliebtesten Landes-Spruchs voll des Lobes über den
märkischen Satz. „Er beschreibt das Land durchaus treffend, ist
zurückhaltend und enthält im Kern eine Wahrheit. Das ist für einen
Landes-Spruch ein Pfund“, sagt er im Interview mit der Märkischen
Oderzeitung. Pross, der in Berlin und Brandenburg wohnt, hat 1999 für
Baden-Württemberg den Slogan „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“
entwickelt. Dort habe es anfangs ebenfalls viel Gegenwind gegeben:
„Wir als Agentur und das Gremium, das den Slogan abgesegnet hat,
erlebten nach der Präsentation einen Sturm der Entrüstung“, erinnert
sich Pross.

Hier das komplette Interview:

Herr Pross, heute machen Sie bei der Agentur Antoni Werbung für
Mercedes und Katjes. Im Jahre 1999 haben Sie für Scholz & Friends den
bis heute bundesweit beliebtesten Landes-Spruch erfunden. Wie war das
damals? Fürchterlich. Wir als Agentur und das Gremium, das den Slogan
abgesegnet hat, erlebten nach der Präsentation einen Sturm der
Entrüstung. Es war der Aufmacher in der „Bild“-Zeitung, nach dem
Motto: Was erlaubt ihr euch? Machen Sie Witze? Ihr Slogan gilt als
Musterbeispiel, wenn es um gute Landes-Sprüche geht. Das Wort
Shitstorm war damals noch nicht erfunden. Aber genau das war es. Und
zwar in Orkanstärke. „Was fällt euch ein, mit Steuergeld die eigenen
Landsleute zu beleidigen.“ Das war der Vorwurf. Dagegen ist das was
gerade in Brandenburg passiert ein Lüftchen. Wie kamen die Kritiker
darauf? Die Menschen im Land hatten die Botschaft bierernst genommen.
Sie erklärten uns im feinsten Schwäbisch, dass sie sehr wohl
Hochdeutsch können. Das ist natürlich schwierig. Wann drehte sich der
Wind? Der Wendepunkt war, als Lob von außen kam. Eine Hamburger
Tageszeitung schrieb, dass man sich eine solche Kampagne auch für die
Hansestadt wünsche. Das Spiel mit Selbstdistanz und Selbstironie kam
im Norden gut an. Und man hatte dies den strebsamen Schwaben nicht
zugetraut. So begann es auch den Leuten in Baden-Württemberg zu
gefallen. Selbstdistanz und Selbstironie erkenne ich übrigens auch im
Brandenburg-Spruch. Er ist, im Gegensatz zu handelsüblichen
Landes-Slogan, kein leeres Versprechen. Er beschreibt das Land
durchaus treffend, ist zurückhaltend und enthält im Kern eine
Wahrheit. Das ist für einen Landesspruch ein Pfund. Aber, wie Sie
wissen, kommt er im Land bislang denkbar schlecht an. Das sind die
üblichen Geburtswehen. Der Satz wird natürlich davon leben, wie man
ihn jetzt überzeugend mit Leben füllt. Was kann hier so einfach sein?
Was sagt Ihnen der Spruch? Ich habe seit einigen Jahren selber ein
kleines Häuschen an der Oder bei Angermünde und genieße die weite
unverbaute Landschaft und die freundlichen und unkomplizierten
Menschen. Brandenburg ist da sehr besonders, und dazu passt eben der
Spruch. Er trifft durchaus die Seele des Landes. Wenn ich in mich
hineinhorche, fühlt er sich richtig an. Viele stört, dass der Spruch
sich wenig nach innen wendet, also an die Brandenburger. Ja, da ist
was dran. Er richtet sich mehr nach außen, was für Werbung aber nicht
falsch ist. Man möchte ja auch Menschen erreichen, die sich überlegen
nach Brandenburg zu ziehen. Hinzu kommt: Gute Werbung nach außen und
zugleich Bestätigung nach innen ist oft schwierig. Es gibt
unterschiedliche Gefühlszustände, je nachdem ob die Menschen im Land
leben oder außerhalb. Wie gesagt, das war anfangs bei der
Baden-Württemberg-Kampagne ähnlich problematisch. Schön und gut, aber
die Brandenburger sollten doch mit ihrem Spruch auch etwas anfangen
können. Auf jeden Fall. Da muss man noch um Geduld bitten. Dennoch
wird der Spruch am Ende nicht jedem Einzelschicksal im Land gerecht
werden können. Selbst den inoffiziellen Bayern-Slogan „Mia san mia“
würden im Freistaat längst nicht alle unterschreiben. Ich bleibe
dabei: Für ein Flächenland, in dem viel Platz ist und man sich in
vielen Bereichen besser als anderswo selbst verwirklichen kann, ist
das ein guter Spruch. Und was wäre denn die Alternative? Die meisten
Landes-Sprüche sind Kreuzungen aus den Begriffen „Wir“, „hier“ und
„Zukunft“. Leeren Versprechen, über die sich zwar keiner aufregt, die
aber auch keine Sau interessieren.

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