Zwar standen Sieger und Verlierer der Hamburg-Wahl
bereits vor Öffnung der Wahllokale so fest wie wohl noch nie bei
vorangegangenen Urnengängen. Dennoch toppt die (vermutlich) absolute
Mehrheit der SPD ebenso wie die desaströse Niederlage der CDU in
ihrem jeweiligen Ausmaß die Hoffnungen beziehungsweise Befürchtungen
der Betroffenen. Klar, dass die Parteiführung im Berliner
Willy-Brandt-Haus daraus den Trend für die anstehenden weiteren
Stimmabgaben des Superwahljahres hochrechnet, während man im
Konrad-Adenauer-Haus den Hamburger Ausnahmetatbestand beschwört.
Richtig ist, dass darüber verlässlich tatsächlich erst die nächsten
Wahlen Auskunft geben können. Denn mit Olaf Scholz und einem eher auf
Wirtschaftsthemen angelegten Wahlkampf siegte im Stadtstaat an der
Elbe eine SPD, die sich inhaltlich eher an den Schröder-Jahren als an
der aktuellen Berliner Selbst-Distanzierung von dieser Zeit
orientierte. Die Hamburg-CDU kämpfte nicht nur ohne
Bundes-Rückenwind. Sie hatte nach dem Verlust der Integrationsfigur
Ole von Beust auch die Quittung ihrer Stammwählerschaft für zu
weitgehende Profilaufweichung im schwarz-grünen Experiment zu
schlucken, hinzu kam wenig überzeugende Regierungsarbeit in der
Beust-Nachfolge. Ähnlich ging es den Grünen. Trotz Zuwachses
gegenüber dem letzten guten Ergebnis reichten sie in ihrem ureigenen
Metropolenumfeld nicht im Entferntesten an die derzeitigen
Bundes-Blütenträume heran. Die Linke wiederum konnte trotz des
überstarken SPD-Ergebnisses ihr Hamburg-Potenzial wohl ausreizen,
mehr aber auch nicht. Richtig freuen konnte sich neben der SPD nur
die FDP, die unter einer unverbrauchten Spitzenkandidaten nach langen
Jahren wieder in den Senat einziehen konnte. Trotz oder auch wegen
Guido Westerwelle? Bis das endgültige Ergebnis von Hamburg feststeht,
werden aufgrund des komplizierten Wahlrechts möglicherweise noch
einige Tage vergehen. Bis endgültig Klarheit über die Stimmung im
Bund herrscht, wird man dagegen wohl noch ein paar Landtagswahlen
abwarten müssen.
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