Mittelbayerische Zeitung: Eine freie Entscheidung Kommentar zur Organspende

Deutschland ist stolz darauf, ein
Wissenschafts- und Forschungsstandort zu sein. Im Bereich
Organtransplantation hinken wir im europäischen Vergleich allerdings
hinterher: Die Zahl der Spender ist geringer, die Ergebnisse sind
schlechter. Ein Umdenken – sowohl in der Politik als auch beim
einzelnen Bürger – ist daher dringend nötig. Dass die Gesetzlichen
Krankenkassen ihre Versicherten zur Organspende befragen sollen, ist
zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, reicht aber noch
lange nicht aus. Zum einen werden so nicht alle Bürger erreicht, zum
anderen sieht das Konzept von Gesundheitsminister Bahr vor, dass die
Entscheidung einfach vertagt werden kann. Besser wäre es, wenn sich
die Befragten gleich festgelegen müssten – mit der Option, es sich
später noch anders überlegen zu können. Damit würden auch die
Angehörigen entlastet, die heute in 95 Prozent der Fälle die
Entscheidung für oder gegen eine Organspende treffen müssen. Noch
besser wäre es allerdings, eine Widerspruchsregelung einzuführen, wie
sie etwa in Österreich bereits praktiziert wird. Wer nicht spenden
will, lässt sich in ein Register eintragen. Die Ärzte erfahren erst
nach der Hirntoddiagnostik, ob der Patient Organspender ist oder
nicht. Somit ist ausgeschlossen, dass der Patient zu früh für tot
erklärt wird – das Hauptargument gegen Organspende würde damit
wegfallen und viele Leben könnten gerettet werden.

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