Mittelbayerische Zeitung: Friedhöfe besuchen! / Kommentar zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg

An die Gefallenen im Ersten Weltkrieg – rund
neun Millionen, darunter knapp zwei Millionen Deutsche – erinnert in
Deutschland abgesehen von moosbewachsenen Gedenksteinen und einem
Halbsatz in der Gedenkformel am Volkstrauertag so gut wie nichts
mehr. Diese quasi nicht vorhandene Gedenkkultur ist falsch.
Franzosen, Belgier und Briten gehen ganz anders mit der Erinnerung an
die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ um. Als indirekter
Nachfolger der Kriegsauslöser und -verlierer ist der Gang über die
Soldatenfriedhöfe in Flandern und Nordfrankreich freilich nicht
leicht. Aber ausgerechnet englische Schüler erteilen, den Deutschen
dort eine wichtige Lektion: Es ist wichtig, diejenigen, die ihr Leben
für die Heimat gegeben haben, zu ehren. Das Gedenkjahr bietet zudem
die Gelegenheit, die Pazifizierung eines Kontinents zu feiern. Oder
mit den Worten des ehemaligen luxemburgischen Premiers Jean-Claude
Juncker: „Wer an Europa zweifelt oder an Europa verzweifelt, der
sollte Soldatenfriedhöfe besuchen.“

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