Mittelbayerische Zeitung: Geschichtsklitterung

Von Thomas Dietz

Dresdens Feuersturm-Inferno gehört zu den schlimmsten
Katastrophen, die Menschen einander angetan haben. Solche
apokalyptischen Ereignisse werden gern vereinnahmt: Erst von den
Nazis, die „die Barbarei gegen die Zivilisation“ nutzten, um neuen
Mut für den Endsieg – „Halten bis zum Letzten!“ zu mobilisieren. Von
der DDR: „Stalin hat nie Städte angegriffen“ und nun wieder
ausgerechnet von der extremen Rechten, die gern vom „Dresdner
Holocaust“ spricht. Niemand will die grauenhaften Geschehnisse
verharmlosen. Aber diese Art von Geschichtsklitterung lassen sich die
Dresdner nicht gefallen. Wer hat denn dieses Inferno vom Zaune
gebrochen? Man darf Warschau, Rotterdam und Coventry, Plymouth,
London und Stalingrad nicht gegen deutsche Opfer aufrechnen. Es zählt
nur die achtungsvolle Erinnerung an alle Opfer – also auch an die,
die wir auf dem Gewissen haben. Die Demonstranten beider Seiten
sollten zur wiederaufgebauten Frauenkirche hinaufschauen: Das goldene
Kuppelkreuz haben die Einwohner von Coventry gespendet.

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