Von Christine Schröpf
Bei der Energiewende kann Bayern von der Schweiz lernen. Die
Eidgenossen, die sich beim Atomausstieg längst nicht so ehrgeizige
Ziele gesetzt haben und wohl erst 2034 den letzten ihrer fünf Meiler
vom Netz nehmen, sind dem Freistaat mehr als eine Nasenlänge voraus.
Wichtigste Lektion: Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss sich
für den Investor rechnen, ob staatlich oder privat. Alle Alternativen
für Kernenergie, neue Gaskraftwerke oder Pumpspeicher etwa, werden
nur gebaut werden, wenn die politischen Rahmenbedingungen diesen
Profit erlauben. Es braucht dafür ein Gesamtkonzept, das verlässliche
wirtschaftliche Prognosen zulässt. Der Bau eines der größten
Pumpspeicherkraftwerke im Kanton Glarus ist ein gutes Beispiel, wie
die Energiewende funktioniert. Die Axpo AG nimmt nicht aus
Gutmenschentum 2,1 Milliarden Schweizer Franken in die Hand, sie
treibt eine pfiffige und typisch schweizerisches Geschäftsidee. In
bereits bestehenden, kleineren Anlagen wird schon jetzt nachts mit
günstigem Atomstrom, z. B. aus Frankreich, Wasser in Speicherseen
gepumpt. Tagsüber – zu Spitzenlastzeiten – wird die bereitstehende
Energie dann teuer ins Ausland verkauft. Allein die Garantie, bei
Engpässen zu liefern, lässt sich versilbern. Selbst wenn am Ende gar
kein Strom abgerufen wird. Mitsprache der Bürger ist bei der
Energiewende die zweite, genauso wichtige Säule. Die Schweiz beweist,
dass wirtschaftliches Wachstum durch Beteiligungsmechanismen nicht
ausgebremst wird. Im Gegenteil: Die Planungsverfahren verkürzen sich
dadurch erheblich – beim Pumpspeicherkraftwerk im Kanton Glarus auf
viereinhalb Jahre. Auch das rechnet sich in barer Münze.
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