Das Wirtshaus, der Bäcker und der Metzger
machen zu, die Grundschule zieht um, und jetzt soll auch noch das
Krankenhaus nebenan dichtmachen? Eine Horrorvorstellung für viele
Menschen. Wehe dem Politiker, der den Tabubruch wagt und das tief
defizitäre einstige Kreiskrankenhaus zur Disposition stellt. Lieber
lässt man die Dinge laufen. Die Millionendefizite, welche die kleinen
Häuser teilweise anhäufen, lassen sich auch viel leichter schönreden
als eine traurige Ruine mitten im Ort. Und wenn es gar nicht mehr
geht, verkauft man dann das einstige Tafelsilber für einen
symbolischen Preis an einen Gesundheitskonzern. Der muss ja auch
nicht um Wählerstimmen fürchten, wenn er das unrentable Haus nach ein
paar Jahren zusperrt. Dabei sind künstlich am Leben gehaltene
Krankenhäuser mangels moderner Ausstattung Auslaufmodelle. Wenn, wie
etwa im Landkreis Cham, nur noch eine knappe Mehrheit der Klinik
nebenan vertraut, dann sollten auch die Politiker darüber nachdenken,
wie die medizinische Versorgung auf dem Land auch ohne teuere
Placebos funktionieren kann. Autor: Reinhold Willfurth
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