Die jüngsten Enthüllungen über die
Schnüffeleien von Amerikanern und Briten haben eines zur Gewissheit
werden lassen: Die Vertraulichkeit von Kommunikation im Internet ist
eine Illusion. Onkel Sam kann mitlesen. Dass die Abhördienste ihre
Geheimprogramme nach Bürgerkriegs-Schlachten benennen, passt zu der
internen Charakterisierung unbescholtener Nutzer im Netz als
„Gegner“. Merkwürdig. Ging es bei den Spitzeleien nicht eigentlich
darum, die Bürger vor Terroristen zu schützen? Damit rundet sich das
Bild einer Sicherheits-Architektur ab, die auf totale Überwachung
angelegt ist. Die Beute der Geheimdienste landet in gewaltigen
Speichern. Mit KEYSCORE haben die Schlapphüte eine Software, mit der
sie die Daten-Massen kinderleicht durchforsten können. Dass nun auch
gängige Verschlüsselungsverfahren nicht mehr helfen, zerstört die
letzte Hoffnung auf Privatheit im Netz. Amerikaner genießen einen
durch die Verfassung garantierten Minimalschutz. Ausländer aber sind
Freiwild. Die EU muss handeln und Großbritannien auf die Finger
klopfen. Darüber hinaus wird es höchste Zeit, in den Aufbau einer
EU-Sicherheits-In-frastruktur zu investieren. Nur das verspricht
Schutz gegen die Anmaßung der Schnüffeleien fremder Dienste, die für
informationelle Selbstbestimmung und Datenschutz wenig Respekt
zeigen. Unternehmen, die etwas zu schützen haben, sollten sich gut
überlegen, ob sie weiterhin US-Produkte einsetzen. Die Chancen stehen
nicht schlecht, dass diese der NSA eine Hintertür geöffnet haben.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de