Rauschender Abgang
Sumava heißt auf Tschechisch „Die Rauschende“: ein Synonym für
winddurchwehte Waldpoesie und blühende Natur. Wenn es nach dem Leiter
des Nationalparks und dem Umweltminister geht, einem Parteifreund von
der neoliberalen ODS, werden sich bald Motorsägengeräusche und der
Gestank nach Chemikalien zu den idyllischen Sinneseindrücken
gesellen. Ob da noch jemand Urlaub macht? Als Argument für den
Kahlschlag im vielbesungenen Sumava muss der Borkenkäfer herhalten.
Dabei ist das Insekt nichts anderes als eine Begleiterscheinung des
Klimawandels, die den Fichten allerorten den Garaus macht und den
Boden für widerstandsfähigere Bäume bereitet – wenn man den
Nationalpark dem Gang der Natur überließe. Als ob man die
Weltkulturerbe-Auszeichnung für den Hradschin aufgeben wollte, weil
ein paar moderne Luxuswohnungen auf dem Prager Heiligtum gebaut
werden sollten – so absurd wirken die Prager Pläne. Katastrophale
Auswirkungen sind auch für den Tourismus zu befürchten – nicht
unbedingt für den im Bayerwald: Die deutsche Seite wird sich – ob
gewolt oder nicht – als „echter“ Nationalpark profilieren.
von Reinhold Willfurth, MZ
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