Mittelbayerische Zeitung: Nicht nur Geld ist wichtig
Kommentar zum Elterngeld

Soll das Elterngeld abgeschafft werden, weil
dessen Einführung vor mehr als vier Jahren nicht zu mehr Geburten
geführt hat? Ganz so einfach ist die Sache nicht. Es schadet bestimmt
nicht, etwa das Verteilungsprinzip (Wohlhabende bekommen einen
Höchstbetrag von 1800 Euro, Hartz-IV-Empfänger gehen leer aus) oder
die Höhe der Zuwendungen zu überdenken. Geld ist allerdings nicht der
einzige Faktor bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind. Ein sehr
wichtiger Grund, warum die Geburtenrate in Deutschland nicht steigt,
ist, dass Frauen hierzulande immer später Kinder bekommen. Warum? In
Zeiten, in denen es für Berufseinsteiger(innen) kaum etwas anderes
als befristete Arbeitsverhältnisse gibt, überlegen es sich Paare eben
mehr als zwei Mal, ob sie mit einer Schwangerschaft den Job der Frau
aufs Spiel setzen möchten. Diese gedankliche Hürde überwunden, kommt
die nächste: Wo das Kind betreuen lassen, wenn die Frau ein paar
Monate oder gar Wochen nach der Geburt wieder ins Berufsleben
einsteigen möchte oder muss, aber Betreuungsplätze fehlen oder die
Qualität der Betreuung zu wünschen übrig lässt? Der Ausbau der
Kita-Plätze muss in vielen Regionen noch deutlich forciert werden, z.
B. mit Mitteln, die beim Elterngeld eingespart werden könnten.
Wichtig ist aber auch, dass Unternehmen klar wird, welch enormen
gesamtgesellschaftlichen Beitrag sie leisten, wenn sie ihren
Mitarbeitern mit einem kinderfreundlichen Klima die Entscheidung zum
Kind erleichtern – sei es durch flexible Arbeitszeiten, die
Möglichkeit von Homeworking oder durch das Angebot von
Betreuungsplätzen.

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