Mittelbayerische Zeitung: Zu den Ausfällen des polnischen Politikers Jaroslaw Kaczynski gegen die Bundesregierung

Wahlkämpfe sind Schaukämpfe. Die Grenzen der
seriösen Politik und des guten Geschmacks werden dabei regelmäßig
überschritten. Was jedoch der Pole Jaroslaw Kaczynski betreibt, hat
eine andere Qualität. Seine Hassattacken auf Deutschland sind
gemeingefährlich. Inhaltlich lohnt die Auseinandersetzung mit den
Thesen des nationalistischen Hetzers nicht. Ob er es nun so gemeint
hat oder alles eine Medienente ist: Kanzlerin Merkel mit
Stasi-Seilschaften in Verbindung zu bringen, ist ebenso abstrus wie
niederträchtig. Die Bundesregierung und die deutsche Politik tun gut
daran, Kaczynski unkommentiert ins Leere laufen zu lassen. Jede
Reaktion würde ihm nur in die Hände spielen. Das zeigt schon
Kaczysnkis Drohung, deutsche Medien wegen der Berichterstattung über
seine wirre Wahlkampfrhetorik verklagen zu wollen. Schädlich sind
Kaczynskis Ausfälle, weil sie bei einem Teil der Menschen dies- und
jenseits der Oder alte Wunden aufreißen könnten. Das Feuer der
Vorurteile ist sehr viel schneller geschürt, als sich die Flammen
wieder austreten lassen. Die Reaktionen auf die Kaczynski-Tiraden
zeigen, dass die deutsch-polnische Glut noch schwelt. Insofern kann
man nur hoffen, dass dieser Wahlsonntag folgenlos bleibt.

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