Wie wird man sich einst an die vergangenen zwei Jahre erinnern? An Gewalt und Leiden im Nahen Osten? Vieles deutet darauf hin, dass es ein einseitiges Erinnern sein wird, zumindest in der westlichen Welt. Zu Recht wird man regelmäßig der Opfer gedenken, die beim Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 getötet und verletzt wurden. In viel geringerem Maß aber an die Zehntausenden palästinensischen Toten, und gemeint sind hier nicht die Hamas-Terroristen, sondern die vom israelischen Militär getöteten Frauen, Kinder, Ärzte, Journalisten, humanitären Helfer.
Diese für den Westen oft namenlosen Opfer sind in der herrschenden Widerspiegelung des Gaza-Krieges kaum mehr als eine statistische Fußnote. Die Untaten der Hamas sind gut und erschütternd dokumentiert. Dagegen hat die Allianz der Israel-Unterstützer den Terror gegen palästinensische Zivilisten lange nur schulterzuckend hingenommen.
Es ist ein Ungleichgewicht, das sich in der Berichterstattung über den Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln fortsetzt. Und es ist der Anfang einer gefilterten Geschichtsschreibung darüber. Dabei würden eine gerechte Aufarbeitung aller Verbrechen, eine angemessene Würdigung aller Opfer zu den Voraussetzungen für Frieden und irgendwann einmal Versöhnung gehören. Aber wo ist eine Ausstellung über das Leiden der Palästinenser, wie es sie für die Hamas-Opfer gibt? Wo sind die Gedenkstunden mit politischer und kultureller Prominenz? Und wer erwartet so etwas überhaupt in einem Land, in dem man wegen des Tragens palästinensischer Symbole von der Polizei verprügelt wird?
Vor unseren Augen beginnt das Zurechtbiegen der Geschichte. Es ist die Aufgabe einer demokratischen Öffentlichkeit, das nicht zuzulassen.
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