Neue OZ: Kommentar zu Castor-Transporte

Verkannte Wirklichkeit

Erschreckend. Mit diesem Wort lässt sich nahezu die gesamte
Geschichte dieses Castor-Wochenendes beschreiben. Selbst erfahrene
Kernkraft-Gegner sprechen davon, solche Ausschreitungen nie zuvor
erlebt zu haben.

Mindestens ebenso erschreckend ist allerdings auch, dass die
Ursache der Gewalt einseitig der Polizei in die Schuhe geschoben
werden soll. Wer das behauptet, war nicht dabei oder sagt bewusst die
Unwahrheit. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Vielmehr ist es dem
umsichtigen Vorgehen der Polizei zu verdanken, dass die Castor-Tage
nicht völlig in Gewalt versunken sind. Chaoten zündeten Polizei-Autos
an, bewarfen die Beamten mit faustgroßen Steinen und spannten bei
Nacht Stahlketten über die Fahrbahn. Dabei hätte es zu Toten kommen
können. Der Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken ist vor diesem
Hintergrund auch notwendiger Selbstschutz.

Es waren nicht nur Einzelne, die Spielregeln friedlichen
Ungehorsams missachteten. Es waren Hunderte Aktivisten, die sich mehr
oder weniger aggressiv gegen den Castor zur Wehr setzten.

Wenn sich die Anti-Atom-Bewegung heute damit rühmt, den Transport
besonders lange aufgehalten zu haben, dann haben dazu auch die
unakzeptablen Angriffe gegen die Polizei beigetragen. Davon muss sich
die Bewegung deutlicher distanzieren, sonst verspielt sie viele
Sympathien.

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